Michael Bohnen (1887 - 1965)


"Die amerikanische Kritik vermochte sich niemals ein geschlossenes Bild von [Michael] Bohnen zu machen. Man schrieb zwar, daß ‚der Auftritt Michael Bohnens mit goldenen Lettern in die Geschichte der Metropolitan Opera eingetragen sei', aber beschuldigte ihn auch der ‚Exzentrizitäten, die im König Philipp oder im Mephistopheles tragbar seien, aber höchsten Protest im Wotan, Hagen oder König Marke hervorrufen müßten'. Wie unberechenbar Bohnens Wirkung war, zeigte eine amerikanische Stimme aus dem Jahre 1914: ‚Bohnen hat sich den Ruhm erworben, ein Mephistopheles zu sein, wie man ihn nie zuvor erlebt hatte.' Im gleichen Jahr regte sich ein Proteststurm, als er als König Marke in Tristan und Isolde während des Liebestods die Bühne verließ, ohne Markes Segnung des toten Liebespaares zu singen."

(in Natan, Alex Basel / Stuttgart 1963, S. 78)