"Was er [Hans Knappertsbusch] von den allzu individuellen musikalischen Ausdeutungen seiner Kapellmeisterkollegen hielt, davon berichtet diese Begebenheit: Man gab in der Wiener Oper ‚Tristan und Isolde'. Der Dirigent des Abends, der sich auf seine Wagnersche Werktreue immer viel zugute hielt, bemerkte, daß Kollege Kanppertsbusch sich einen Teil der Vostellung von der Direktionsloge aus anhörte. Als sich die beiden Herren am nächsten Tag in der Oper begegneten, fragte der Dirigent, geschmeichelt durch die Anwesenheit des berühmten Kollegen, selbstgefällig: ‚Nun, Herr Professor, wie hat Ihnen mein ‚Tristan' gefallen?' Darauf Kna: ‚Ich hab gar nicht gewußt, daß Sie auch einen komponiert haben."

(Hotter, Hans 1996, S. 154)