"Karajan und Bernstein wollten mit mir die Isolde machen, sie meinten, das sei die Stimme für die Isolde. Ich habe sie zu Hause auch gesungen, es ging ganz gut, aber ich fürchtete mich eben, es auf der Bühne zu singen, da weiß man nie, wie man morgens aufwacht! Der Böhm hat zum Beispiel gesagt: ‚Das ist doch unmöglich, daß der Karajan und der Bernstein das sagen; du bist doch eine herrliche Brangäne, warum willst du die Isolde singen? Mit mir jedoch kannst du die Isolde singen!' Dann bin zum Schluß doch zurückgeschreckt, weil ich ein Erlebnis hatte: Ich saß in New York, und wenn ich meine Mutter nicht an meiner Seite hatte, dann ging ich zur Zinka Milanov, mit der habe ich zum Beispiel die Lady Macbeth einstudiert. Der hab' ich die Isolde vorgesungen, meine Mutter und sie saßen beide zusammen, thronten im Wohnzimmer. Da habe ich die ganze Partie durchgesungen, dann sagten beide zum Schluß: ‚Ja, und warum willst du das jetzt singen?' Da war ich dermaßen geschockt, daß ich mir gedacht habe, ich lass' es bleiben!"

(Christa Ludwig, in Dusek, P. II, 1995, S. 185)