"Aber er [mein Mann] wollte unbedingt, daß Furtwängler den Tristan aufnimmt und zwar, solange noch die Flagstad, sagen wir zwar nicht mehr im Vollbesitz ihrer ganzen Kräfte war, aber doch noch immer etwas Unglaubliches abliefern konnte. Furtwängler wollte eben auch Flagstad als Isolde haben. Dann kam die Flagstad und sagte: ‚Ja, aber Maestro Furtwängler' - ich weiß nicht, wie sie ihn angeredet hat - ‚ich mache es nicht ohne Walter Legge als Producer.' Furtwängler sagte: ‚Dann mach' ich es nicht. Wenn der Walter Legge der Produzent ist, nehm' ich es nicht auf.' Dann sagt sie: ‚Bitte, dann kriegen Sie mich nicht'. Er sagt: ‚Das kann ich mir nicht leisten, ich muß Sie noch einmal als Isolde haben.' Also der Walter Legge muß her. Walter Legge ist gekommen und hat die Aufnahme geleitet. Dazwischen war dann die Geschichte mit der Flagstad. Es wurde eben noch nicht Ton für Ton aufgenommen und aufgesetzt, sondern es mußten riesige Strecken aufgenommen werden. Die Flagstad sagte: ‚Ja, auf der Bühne kann ich das alles noch abliefern, da sing' ich alles nur einmal. Aber wenn ich das fünfmal hintereinander mache, diese lange Strecke, und dann dies H abliefere, das wird nicht gehen. Ihr werdet sehen, das werd' ich nicht können. Fünf-, sechsmal geht das nicht mehr.' Mein Mann sagt: ‚Ja, aber da stellt sich die Elisabeth hinter dich, und die singt dir doch das herein.' Sie hat geschaut. Dann sagte sie: ‚Ja, Bitte.' - Sie kannte meine Stimme und hat mich sehr gern gemocht - sie sagte: ‚Wir können's ja probieren."

(Schwarzkopf, Elisabeth in Dusek II, 1995, S. 51-2)