"Was die Rolle des Tristan betrifft, gibt es keine Schwierigkeiten, solange der Tenor erstens aussieht wie ein 18jähriger, zweitens die stimmliche Reife eines 45jährigen hat und drittens die Bühnenerfahrung eines 75jährigen besitzt. (...) Die Länge des Monologs im dritten Akt ist natürlich eine schwere Prüfung für die Stimmkraft und die Ausdauer des Sängers, die besonders dann schlimm gerät, wenn der Dirigent dem Orchester erlaubt, die ständig fortschreitende Spirale eines Fortissimos einzuschlagen, anstelle die von Richard Wagner vorgeschriebenen dynamischen Wechsel zwischen Forte und Piano einzuhalten. (...) Natürlich muß auch das letzte, weiche ‚Isolde' so schön gesungen werden, daß die entsprechende Stimmung für Isoldes Schlußauftritt und Liebestod gesetzt wird. Ein Tenor in Schwierigkeiten kann da schon versucht sein, ein kräftiges, brutales ‚Isolde' herauszubrüllen. So ein Anlaß soll einmal dazu geführt haben, daß der Dirigent laut hörbar rief: ‚Endlich ist das Schwein tot."

(Jess Thomas, 1986, S. 461-2)