"Im Herbst 1974 lud mich das San Francisco Opera zu einer Neuinszenierung ein. Unter Silvio Varviso sangen Birgit Nilsson, Kurt Moll und Yvonne Minton, die Regie übernahm Dietrich Haugk. Die Kostüme waren so schwer, daß der arme Garderobier nicht alle auf einmal aus dem Keller in die Garderobe bringen konnte. Sie sollten eine schichtenartige Struktur zeigen und bestanden aus gewebten Material, das ungefähr zwei Zentimeter dick und entsprechend warm war. Im dritten Akt konnte ich mich jedoch ‚abkühlen', der Regisseur verlangte, daß mein Kostüm so geschneidert war, daß ich es mir tatsächlich ganz vom Leib reißen sollte. Wir entschieden uns für ein fleischfarbenes Höschen aus rauhem Material. So weit, so gut, niemand hatte jedoch mein Kostüm mit Birgit Nilsson besprochen. Als sie in der Schlußszene auf die Bühne kam und ihren Tristan praktisch nackt am Boden liegen sah, brach sie in Gelächter aus. Als sie sich über mich beugte, fragte sie mich kichernd: ‚Wo soll ich denn eigentlich meine Hände hintun?' Tristans Striptease gefiel einigen, anderen wiederum weniger, brachte mir aber einige Popularität in der Umgebung ein, in der ich eigentlich zu Hause war."

(Jess Thomas, 1986, S. 205-6)