"Die Tristanproben, die am 5. April begannen, gehören zu den glücklichsten Zeiten in Wagners Leben: »Hörte er mit geschlossenen Augen den unter Bülows Klavierbegleitung übenden Künstlern zu, so sprang er, falls eine schwierige Stelle besonders schön geglückt war, auf, umarmte oder küßte lebhaft den Sänger oder die Sängerin oder stellte sich vor Freude am Sofa auf den Kopf, verkroch sich unter den Flügel, sprang auf den Flügel hinauf, rannte in den Garten und kletterte jubelnd auf einen Baum oder machte Karikaturen oder las ein ihm gewidmetes Gedicht mit improvisierten Entstellungen vor. Überhaupt entwickelte er in diesen Proben ausgelassenen Humor, hinreißende Herzensgüte und Liebenswürdigkeit. Da sah man seinen glücklichen Mienen an, wie wohl es ihm war, und den so oft in Wut ausbrechenden und verdrießlichen Wagner hätte niemand wiedererkannt. In kindischem Mutwillen veränderte er die Namen der Anwesenden, bezeichnete scherzend die Mitwirkenden als seine Menagerie. So nannte er die beiden Schnorr bei der Arbeit Löwen, im geselligen Verkehre mit Anspielung auf ihre Körperfülle weiche, mollige Tierchen mit gemütlichem Gesumm, die personifizierten Hummeln«."

(in Petzet, D. und M. München 1971, S. 42)