Brandt, Marianne, Alt/Sopran, * 12.9.1842 Wien, 9.7.1921 Wien;
ihr eigentlicher Name war Marie Bischof. Sie besuchte 1862-66 das Konservatorium
der Stadt Wien als Schülerin von Therese Janda- Marschner und von
Zeller. Debüt 1867 am Stadttheater von Olmütz (Olomouc) als
Rachel in Halévys »Jüdin«. Nach einem Gastspiel
in Graz erregte sie 1868 an der Berliner Hofoper Aufsehen als Fides im
»Propheten« von Meyerbeer und als Azucena im »Troubadour«
und wurde darauf an dieses Haus engagiert. 1868-86 war sie dann als erste
Altistin an der Berliner Hofoper tätig. 1872 wirkte sie an diesem
Haus in der Uraufführung der Oper »Hermione« von Max
Bruch, 1875 in der Uraufführung von A. Rubinsteins »Die Maccabäer«,
1878 in der von »Ekkehard« von Johann Joseph Abert mit. 1869-70
studierte sie nochmals bei Mme Viardot-García in Baden-Baden. Seit
1872 oft an der Covent Garden Oper in London zu Gast (Debüt 1872
als Leonore im »Fidelio«), 1873-83 auch an der Hofoper von
Wien. 1882 kreierte sie am Londoner Drury Lane Theatre die Brangäne
in der englischen Erstaufführung des »Tristan«. Vor allem
als geniale Wagner-Interpretin geschätzt. Daher übertrug Wagner
ihr bei der Uraufführung des »Parsifal« in Bayreuth 1882
die Partie der Kundry, in der sie mit Amalie Materna und Therese Malten
alternierte. Wagner nannte sie » die einzige Frau, die ich kenne,
die die Voraussetzungen für eine Kundry in sich hat«. Dennoch
stand die Sängerin Richard Wagner eher reserviert gegenüber,
während sie mit Franz Liszt befreundet war. Bereits 1876 hatte sie
in Bayreuth in der ersten Aufführung des gesamten Nibelungenrings
in der »Götterdämmerung« die Waltraute in der »Götterdämmerung«.
(Sie hatte ursprünglich die Übernahme dieser Partie abgelehnt,
ersetzte dann aber doch Luise Jaide in der zweiten Aufführung der
»Götterdämmerung«). 1884-88 große Erfolge
an der New Yorker Metropolitan Oper, wo sie in wichtigen Premieren mitwirkte.
Als Antrittspartie sang sie dort die Leonore im »Fidelio«
1886 wirkte sie in der amerikanischen Erstaufführung des »Tristan«
als Brangäne mit, im gleichen Jahr sang sie an der Metropolitan Oper
in der Erstaufführung der »Meistersinger« die Magdalene.
1885 trat sie in der Premiere von Goldmarks »Königin von Saba«
in der Koloraturrolle der Astaroth hervor, in dieser Saison auch als Adriano
in »Rienzi« erfolgreich. 1887 sang sie dort in der Erstaufführung
von Webers »Euryanthe« die Partie der Eglantine. Insgesamt
trat sie im Haus der Metropolitan Oper in New York in 160 Vorstellungen
und in 18 verschiedenen Rollen auf, darunter auch als Donna Elvira im
»Don Giovanni«, als Amneris in »Aida« und als
Siebel im »Faust« von Gounod. Sie gastierte auch am Deutschen
Opernhaus in Rotterdam (1884), an der Münchner Hofoper (1881 und
1884), an den Hoftheatern von Mannheim, Kassel, Stuttgart und Karlsruhe,
am Opernhaus von Frankfurt a.M., am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg
(1876-78), an den Stadttheatern von Basel (1888) und Graz, am Theater
von Brünn (Brno, 1886), am Opernhaus von Riga (1874) und an der Berliner
Kroll-Oper (1888). Aus ihrem Repertoire für die Bühne sind ergänzend
die Statira in »Olympia« von Spontini, die Ortrud im »Lohengrin«,
die Fricka wie die Waltraute im Nibelungenring, die Margarethe in »Genoveva«
von Robert Schumann, die Epicharis in »Nerone« von A. Rubinstein,
die Edvige in Rossinis »Wilhelm Tell«, die Leonora in »La
Favorita« von Donizetti, die Morgana in »Merlin« von
Goldmark, der Orpheus von Gluck und die Maddalena im »Rigoletto«
zu nennen. Seit 1890 lebte sie als Gesangpädagogin in Wien und trat
noch im Konzertsaal auf. - Große dramatische Altstimme von ungewöhnlichem
Tonumfang, so daß sie auch Partien für dramatischen Sopran
singen konnte.
1905 wurde ihre Stimme in Wien auf drei Pathé-Zylindern dokumentarisch
festgehalten.
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