Cahier, Charles Mme, Alt, * 6.1.1870 Nashville (Tennessee), 15.4.1951
Manhattan Beach bei Los Angeles; eigentlich Sarah Jane Walker, Tochter
eines amerikanischen Generals. Sie studierte zuerst bei Ernestinoff in
Indianapolis, dann bei Jean de Reszke, bei Victor Capoul und Fidèle
König in Paris und bei Amalie Joachim in Berlin. Sie debütierte
1904 an der Oper von Nizza als Orpheus von Gluck. Nachdem sie 1905 den
schwedischen Rittergutsbesitzer Charles Cahier geheiratet hatte, trat
sie unter dem Namen Mme Charles Cahier auf. Nach Gastspielen in Frankreich
und Deutschland, u.a. 1905 an der Berliner Hofoper, wurde sie 1906 durch
Gustav Mahler an die Wiener Hofoper engagiert, der sie bis 1911 angehörte.
Vor allem als Carmen, aber auch als Interpretin der Vokalmusik von Gustav
Mahler gefeiert. Sie sang am 20.11.1911 in München in der Uraufführung
des »Liedes von der Erde« von Gustav Mahler das Alt- Solo
in der endgültigen Fassung des Werks für Tenor- und Alt-Solo.
In den Jahren 1909-13 trat sie bei den Münchner Opernfestspielen
in Wagner-Partien auf. Sie gastierte in Berlin, Dresden, Leipzig, München,
Zürich (1920 als Azucena, Amneris und Carmen) und Amsterdam und erwarb
hohes Ansehen als Konzert- und Oratoriensolistin, vor allem als Bach-Interpretin
(Matthäuspassion) und in Werken von Robert Schumann und Franz Liszt.
Beim Mahler- Fest von 1920 sang sie in Amsterdam zusammen mit dem Concertgebouw
Orchester unter Willem Mengelberg. Sie war 1911-13 an der New Yorker Metropolitan
Oper engagiert, wo sie die Azucena im »Troubadour«, die Amneris
in »Aida« und die Fricka in der »Walküre«
(jeweils nur in einer einzigen Vorstellung dieser Opern) vortrug. Dagegen
hatte sie in den USA große Erfolge im Konzertsaal; sie sang u.a.
in der amerikanischen Premiere von Strawinskys »Les Noces«
und brachte in ihren Konzerten gern Werke zeitgenössischer Komponisten
zum Vortrag (Reynaldo Hahn, Raoul Laparra, Gabriel Dupont). Während
des Ersten Weltkrieges hielt sie sich in Schweden auf, wo sie meistens
auf ihrem Schloß Helgerum bei Skaftet lebte. In den Jahren 1914-18
gastierte sie an der Stockholmer Oper, setzte aber ihre internationale
Karriere in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg sowohl auf der Bühne
wie im Konzertsaal weiter fort. 1927 trat sie noch auf der Bühne
auf, 1931 gab sie in Berlin ein Konzert. 1933 trennte sie sich von Charles
Cahier. Später gesuchte Pädagogin, zuerst in Nöresund in
Schweden, dann in Salzburg, schließlich in New York. Aus dem Kreis
ihrer Schüler sind so große Namen wie Marian Anderson, Göta
Ljungberg und Rosette Anday zu nennen. - Umfangreiche, ausdrucksstarke
Stimme, sowohl im Opern- wie im Konzertrepertoire berühmt.
Wenige Schallplatten: eine G & T-, eine Ultraphon-, eine schwedische
Odeon-Platte, drei HMV-Aufnahmen. 1992 wurde auf Pearl eine Aufnahme von
Gustav Mahlers »Urlicht« von 1930 wiederveröffentlicht.
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