Casazza, Elvira, Alt, * 15.11.1887 Ferrara, 24.1.1965 Mailand;
entfernte Verwandte von Giulio Gatti-Casazza (1869-1940), dem bekannten
langjährigen Direktor der Metropolitan Oper. Nach ihrer Ausbildung
in Ferrara und Mailand, u.a. durch Adele Borghi, debütierte sie 1909
am Stadttheater von Varese. Sie sang 1911 bei der Lombardi Opera Company
in Nordamerika (u.a. in San Francisco als Dalila in »Samson et Dalila«
von Saint-Saëns), ist aber später nie mehr dort aufgetreten.
1914 wirkte sie am Teatro Costanzi in Rom in der Uraufführung von
Gian Francesco Malipieros »Canossa« mit. 1916 sang sie am
Teatro Colón von Buenos Aires die Amneris in »Aida«,
die Ulrica in Verdis »Ballo in maschera« und die Quickly im
»Falstaff« vom gleichen Meister. In der Spielzeit 1915-16
hörte man sie erstmals an der Mailänder Scala (Debüt als
Amneris in »Aida«), an der sie bis 1942 immer wieder auftrat.
1920 Gastspiel am Teatro Real Madrid als Ulrica in Verdis »Ballo
in maschera«, als Brangäne im »Tristan« und als
Herodias in »Salome« von R. Strauss, 1925 am Théâtre
Gaîté Lyrique Paris. 1921 an der Scala als Dame Quickly im
»Falstaff« von Verdi, ihrer besonderen Glanzrolle, gefeiert.
Für die folgenden zwanzig Jahre hatte sie eine große Karriere
an der Scala; sie sang hier auch in Uraufführungen von mehreren Opern
(»Debora e Jaele« von Pizzetti, 16.12.1922 in der Titelpartie,
»I Cavalieri di Ekebù« von Zandonai, 7.3.1925 als La
Commandante, »Il diavolo nel campanile« von Adriano Lualdi,
22.4.1925). 1936 wirkte sie an der Scala in der italienischen Erstaufführung
der Richard Strauss-Oper »Die schweigsame Frau« mit. Bereits
1920 sang sie am Teatro Dal Verme in Mailand in der Uraufführung
von Arrigo Pedrollos »L'Uomo che ride«. Sie gastierte 1929
mit dem Ensemble der Scala in Berlin; sehr erfolgreich auch bei Gastspielen
und Konzertauftritten in Spanien und Südamerika. 1931 war sie an
der Covent Garden Oper London als Quickly im »Falstaff« und
in der Premiere der Oper »Fedra« von Pizzetti (als Partnerin
der großen Sopranistin Rosa Ponselle) zu hören. 1942 sang sie
als letzte Rolle an der Scala die Hexe in »Hänsel und Gretel«.
Darauf Pädagogin, zuerst am Konservatorium von Pesaro, dann an der
Accademia di Santa Cecilia in Rom. 1948 trat sie nochmals in »I
quattro rusteghi« von E. Wolf-Ferrari auf. Sie ist auch unter dem
Namen Elvira Casazza-Mari aufgetreten. - Neben der ausgeglichenen Schönheit
ihrer Stimme rühmte man ihre musikalische wie darstellerische Charakterisierungskunst.
Wenige Schallplatten auf den Marken Fonografia Nazionale und HMV (darunter
zwei Duette mit Benjamino Gigli), alle Aufnahmen noch in akustischer Aufnahmetechnik.
|