Fassbaender, Brigitte, Alt, * 3.7.1939 Berlin; Tochter des berühmten
Baritons Willi Domgraf-Fassbaender (1897-1978) und der Filmschauspielerin
Sabine Peters (1913-82). Sie wurde durch ihren Vater 1957-61 an der Musikhochschule
von Nürnberg ausgebildet. 1961 fand ihr Bühnendebüt an
der Bayerischen Staatsoper in München als Nicklaus in »Hoffmanns
Erzählungen« statt. Sie blieb seither Mitglied dieses Hauses
und war seit 1965 auch Mitglied der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg.
Gast-Engagements verbanden sie mit den Opernhäusern von Stuttgart
und Frankfurt a.M. Überall trat sie mit großen Erfolgen auf
und galt bald als eine der bedeutendsten Vertreterinnen ihres Stimmfachs.
Wiederholt war sie an italienischen Bühnen zu Gast, darunter an der
Mailänder Scala. Besondere Erfolge hatte sie an der Covent Garden
Oper London (1971 als Octavian im »Rosenkavalier«), an der
Grand Opéra Paris (1972 als Brangäne, 1977 als Octavian) und
an der Oper von San Francisco (1970 als Carmen). Gastspiele und Konzerte
in Zürich, Stockholm, Helsinki, Kopenhagen und Genf verliefen gleichfalls
sehr erfolgreich. Bei den Festspielen von Salzburg hörte man sie
1972-78 als Dorabella in »Così fan tutte«, 1989 als
Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss; sie trat dort
in Konzerten (1987 im »Lied von der Erde« von Gustav Mahler)
und in Liederabenden auf. Bei den Salzburger Osterfestspielen gastierte
sie 1973 als Fricka. 1983-84 sang sie bei den Festspielen von Bayreuth
die Waltraute in der »Götterdämmerung«. Sie unternahm
eine glanzvolle Japan-Tournee. Auf der Bühne bewies sie eine erstaunliche
Vielseitigkeit; ihr Repertoire reichte von Mozart bis Richard Wagner und
Richard Strauss. Es seien daraus noch ergänzend die Eboli im »Don
Carlos« von Verdi, die Marina im »Boris Godunow«, die
Charlotte im »Werther« von Massenet und Partien im Nibelungenring
genannt. Hohes Ansehen genoß sie als Konzertsängerin, namentlich
als Oratorien-Solistin. Zugleich Liedinterpretin von höchstem Rang.
1974 debütierte sie an der Metropolitan Oper New York als Octavian
im »Rosenkavalier«, ihrer besonderen Glanzpartie. 1986 bewunderte
am sie dort als Fricka in der »Walküre«, 1994 nochmals
als Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss. Sie sang
1976 an der Wiener Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Kabale
und Liebe« von G. von Einem. 1986 Gastspiel an der Scala in der
»Frau ohne Schatten« von R. Strauss. 1990 war sie beim Glyndebourne
Festival als Gräfin im »Capriccio« von R. Strauss, 1991
am Théâtre Châtelet Paris als Gräfin Geschwitz
in »Lulu« zu hören. Auch als Operettensängerin war
die Künstlerin, die als hervorragende Schauspielerin galt, erfolgreich.
Sie betätigte sich später zunehmend auf dem Gebiet der Opernregie
(»La Cenerentola« am Landestheater Coburg, »Der ferne
Klang« an der Opera North Leeds 1990, »Rosenkavalier«
in München 1989). 1995 gab sie ihren Rücktritt von der Bühne
bekannt, setzte aber ihre Tätigkeit als Regisseurin weiter fort.
Geschätzte Gesangpädagogin; Professorin an der Münchner
Musikhochschule. 1995 wurde sie Operndirektorin am Staatstheater Braunschweig,
das sie bis zum Ende der Spielzeit 1996-97 leitete. 1998 führte sie
beim Festival von Bath Regie in Mozarts »Lucio Silla«..
Zahlreiche Schallplattenaufnahmen, darunter viele vollständige Opern-
und Konzertwerke: Decca (Waltraute im Ring-Zyklus, »La clemenza
di Tito« von Mozart, »Gurrelieder« von Schönberg,
Clairon im »Capriccio« von R. Strauss), Electrola (»Martha«,
»Zauberflöte«, »Fledermaus«, »Ein Walzertraum«
von O. Straus, Alt-Solo in der Johannespassion von Bach und im »Messias«
von Händel), HMV (»Hänsel und Gretel«, »Oedipe«
von Enescu, Petite Messe solennelle von Rossini), DGG (»Palestrina«
von Hans Pfitzner, Alt-Rhapsodie von J. Brahms, »Il giardino d'amore«
von A. Scarlatti, »La finta giardiniera« von Mozart, Brangäne
im »Tristan«), Philips (Weihnachtsoratorium von J.S. Bach,
»Rigoletto«, »Frauenliebe und -leben« von R. Schumann,
»Das Lied von der Erde« von G. Mahler, Orlowsky in der »Fledermaus«),
Orfeo (Arien, Requiem von Hindemith), EMI (»Lulu«), Sony (Herodias
in »Salome«, 8. Sinfonie von G. Mahler), Koch Records (Schubert-Lieder),
Supraphon/Koch (Charlotte im »Werther« von Massenet), Cascavelle
(»Das Lied von der Erde«), Teldec (»Faust« von
Gounod), Arkadia (Octavian im »Rosenkavalier«).Orfeo (Charlotte
im »Werther« von Massenet).
Lit: S. Gould: Brigitte Fassbaender (in »Opera«, 1981); W.E.
von Lewinski: Brigitte Fassbaender (Mainz, 1999).
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