Goetze, Marie, Alt, * 2.11.1865 Berlin, 18.2.1922 Berlin. Sie
war die Tochter eines Königlich preußischen Beamten und konnte
erst nach Überwindung des Widerstands ihrer Eltern mit 19 Jahren
das Gesangstudium beginnen. Dies erfolgte am Stern'schen Konservatorium
in Berlin bei Jenny Meyer, dann wurde sie Schülerin von Désirée
Artôt de Padilla. Sie debütierte 1884 an der Berliner Kroll-Oper
als Azucena im »Troubadour«. Noch im gleichen Jahr wurde sie
an die Berliner Hofoper verpflichtet, an der sie bis 1886 blieb. 1886-90
sang sie am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg, wo sie sogleich in ihrer
Antrittsrolle, der Carmen, eine sensationellen Erfolg hatte. In der Spielzeit
1890-91 trat sie an der Metropolitan Oper New York auf. Dort hörte
man sie als Ortrud im »Lohengrin«, als Fricka, als Brangäne
im »Tristan«, als Fides im »Propheten« von Meyerbeer
und als Bostana im »Barbier von Bagdad« von P. Cornelius.
1891 glanzvolles Gastspiel an der Hofoper von Wien als Fides im »Propheten«
von Meyerbeer und als Amneris in »Aida«. 1897 sang sie bei
den Krönungsfeierlichkeiten für Zar Nikolaus II. in Moskau.
1892 kam sie an die Berliner Hofoper, an der sie bis 1920 sehr erfolgreich
wirkte. Sie sang dort am 26.11.1884 in der Uraufführung der Oper
»Hero« von Ernst Frank, am 15.11.1892 in der der Oper »Genesius«
von Felix von Weingartner, am 4.5.1895 in der Uraufführung von »Der
Evangelimann« von Wilhelm Kienzl (die Partie der Magdalena), 1899
in der von Albert Lortzings »Regina«, 1900 in der von Ferdinand
Hummels Oper »Die Beichte«, 1902 in der Uraufführung
von »Heilmar, der Narr« von W. Kienzl. 1902 unternahm die
auch als Konzertsängerin gefeierte Künstlerin eine Konzert-Tournee
durch die USA. 1906 wirkte sie in der Berliner Premiere der Richard Strauss-Oper
»Salome« als Herodias mit, 1909 als Klytämnestra in der
von »Elektra«. 1893 trat sie am Hoftheater von Gotha in der
Uraufführung der Oper »Die Rose von Pontevedra« von Josef
Foerster auf. Weitere Höhepunkte in ihrem Repertoire für die
Bühne waren die Brangäne im »Tristan«, die Ortrud
im »Lohengrin«, die Magdalene in den »Meistersingern«,
der Adriano in Wagners »Rienzi«, die Dalila in »Samson
et Dalila« von Saint-Saëns und die Frau Reich in den »Lustigen
Weibern von Windsor« von Nicolai. Sie sang (zeitweilig) unter dem
Namen Marie Goetze-Ritter, nachdem sie den Bariton Josef Ritter (1859-1911)
geheiratet hatte, der mit ihr zusammen in Hamburg engagiert war. Seit
1899 gastierte sie oft am Opernhaus von Köln, seit 1900 an der Oper
von Frankfurt a.M.. 1901 war sie am Deutschen Theater in Prag, 1907 an
der Hofoper von Dresden, 1910 an der Covent Garden Oper London (als Klytämnestra
und als Brangäne), 1911 am Théâtre de la Monnaie Brüssel,
1916 an der Hofoper von München zu Gast.
Schallplatten auf G & T (die ältesten bereits von 1901, in Berlin
aufgenommen), auf Odeon, Lyrophon, Anker, Pathé, Beka und HMV (hier
u.a. Siebel in der denkwürdigen vollständigen Aufnahme von Gounods
»Faust« von 1908); auch Edison-Zylinder (Berlin, 1905). Singt auch Mercedes in erste GA von
»Carmen« mit Destinn.
|