Ursuleac, Viorica, Sopran, * 26.3.1894 Czernowitz (Cernâuti, Rumänien)
als Tochter eines griechisch-orthodoxen Pfarrers, 22.10.1985
Ehrwald (Tirol); ausgebildet an der Wiener Musikakademie und bei Lilli
Lehmann in Berlin sowie bei Philipp Forstén und bei Beatrice Sutter-Kottlar
in Frankfurt. Sie debütierte 1922 an der Kroatischen Nationaloper
von Zagreb als Charlotte im »Werther« von Massenet. 1923-24
sang sie am Stadttheater von Czernowitz. 1924-26 an der Wiener Volksoper
engagiert, sang sie seit 1926 an der Oper von Frankfurt a.M., an der sie
auch später noch oft gastierte. Hier lernte sie den Dirigenten Clemens
Krauss (1893-1954) kennen, den sie später heiratete, und der sie
bei ihren Liederabenden oft am Flügel begleitete. Am 26.2.1926 wirkte
sie in Frankfurt a.M. in der Uraufführung der Oper »Die zehn
Küsse« von Bernhard Sekles mit. 1926 sang sie am Staatstheater
Wiesbaden in der Uraufführung der Oper »Der Diktator«
von E. Krenek. Über die Staatsoper von Dresden, der sie in der Spielzeit
1930-31 angehörte, kam die Sängerin 1931 an die Staatsoper von
Wien, deren Mitglied sie bis 1935 war. 1933-37 sang sie an der Staatsoper
Berlin und wurde 1937, zusammen mit ihrem Gatten, an die Bayerische Staatsoper
in München verpflichtet. Regelmäßig gastierte sie in der
Folgezeit an den Staatsopern von Wien und Berlin.Sie sang 12 tragende
Partien in Opern von Richard Strauss. Fast alljährlich wirkte sie
bei den Festspielen von Salzburg mit. Hier sang sie 1930-33 die Marschallin
in »Rosenkavalier«, 1930-34 die Gräfin in »Figaros
Hochzeit«, 1932-34 die Fiordiligi in »Così fan tutte«,
1932-33 die Kaiserin in der »Frau ohne Schatten«, 1933-34
die Titelrolle in der »Ägyptischen Helena« und 1942-43
die Arabella von Richard Strauss. 1952 trug sie dort nochmals die »Vier
letzten Lieder« von R. Strauss vor. Gastspiele trugen ihr an der
Mailänder Scala, an der Londoner Covent Garden Oper (1934 als Desdemona
in Verdis »Othello«), an den Opern von Rom und Brüssel,
in Amsterdam, Budapest und Leipzig große Erfolge ein. 1934 sang
sie an der Covent Garden Oper in der Premiere von Weinbergers »Schwanda,
der Dudelsackpfeifer« und die Titelpartie in der englischen Erstaufführung
der Richard Strauss-Oper »Arabella«. Sehr erfolgreich war
sie auch bei Südamerika-Tourneen. 1938 feierte man sie an der Oper
von Rom in der italienischen Erstaufführung von »Die Frau ohne
Schatten« von R. Strauss, 1936 in Amsterdam als Marschallin im »Rosenkavalier«.
Das Ehepaar Krauss-Ursuleac war mit dem Komponisten Richard Strauss durch
eine lange Künstlerfreundschaft verbunden. Viorica Ursuleac wirkte
in mehreren Uraufführungen seiner Opernwerke mit: am 1.7.1933 an
der Dresdner Staatsoper in der Titelrolle von »Arabella«,
am 24.7.1938 an der Münchner Staatsoper als Maria im »Friedenstag«
(diese Partitur hatte der Komponist den beiden Künstlern gewidmet)
und am 28.10.1942, wiederum in München, als Gräfin im »Capriccio«.
Am 16.8.1944 sang sie in Salzburg die Titelpartie in »Die Liebe
der Danaë« in der öffentlichen Generalprobe des Werks.
Bis 1944 blieb die Sängerin an der Münchner Oper engagiert.
Später wohnte sie in Wien und war noch bei Gastspielen (letztmals
1952 an der Wiener Staatsoper als Marschallin) und Konzerten zu hören;
seit dem Tod ihres Gatten 1954 lebte sie zurückgezogen in Ehrwald
in Tirol. Lyrisch-dramatische Sopranstimme, vor allem in den Opern von
Richard Strauss und Mozart hervorgetreten. Auch als Senta im »Fliegenden
Holländer«, als Sieglinde in der »Walküre«,
als Freia im »Rheingold«, als Eva in den »Meistersingern«
und in Verdi-Partien bekannt geworden. Zu ihren großen Bühnenrollen
zählten auch die Tosca und die Turandot in den Puccini-Opern gleichen
Namens sowie die Elisabetta in Verdis »Don Carlos«.
Ihre Stimme ist auf Polydor und Vox (vollständiger »Rosenkavalier«
und »Fliegender Holländer«) erhalten. Auf BASF erschienen
Szenen aus der Uraufführung des »Capriccio« (1942) sowie
eine Aufnahme der Oper »Ariadne auf Naxos« von 1935, auf DGG
Szenen aus »Arabella« und aus dem »Troubadour«
von Verdi, auf Myto »Arabella« (Salzburg 1942). Archivaufnahmen
aus der Wiener Staatsoper bei Koch/Schwann (Ausschnitte aus dem »Rosenkavalier«,
der »Ägyptischen Helena«, den »Meistersingern«
und dem »Rheingold«, fast vollständige Aufnahme »Der
Friedenstag« von R. Strauss). Gesamte Aufnahme von
»Capriccio« BR 1953.
Lit: I. Cook: Viorica Ursuleac, the First Arabella (in »Opera
News«, 1954-55); S. von Scanzoni: Richard Strauss und seine Sänger
(München, 1961); I. Cook & A. Frankenstein: Remembering Viorica
Ursuleac (in »Opera«, 1986).
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