Albani, Emma, Sopran, * 1.11.1847 Chambly bei Montreal (Kanada),
3.4.1930 Kensington bei London; eigentlich Marie Louise Cecilia Emma
Lajeunesse. Sie sang bereits mit acht Jahren in einem Konzert Opernarien,
die sie selbst am Klavier begleitete. Als sie 14 Jahre alt war, verzogen
ihre Eltern nach Albany, New York. (Aus dem Namen dieser Stadt bildete
sie ihren Künstlernamen Albani). Dort sang sie in einer katholischen
Kirche Solo-Partien und war als Chorleiterin und Organistin tätig.
Der Bischof der Diözese riet zu einem Gesangstudium in Europa, und
sie wurde Schülerin von Gilbert Louis Duprez in Paris, dann von Francesco
Lamperti in Mailand. Debüt 1870 am Opernhaus von Messina als Amina
in »La Sonnambula«. Nach Gastspielen in Florenz und auf Malta
1872 sensationeller Erfolg an der Londoner Covent Garden Oper, wieder
als Amina. 1872-73 an der Italienischen Oper in Paris, 1874 an den Hofopern
von St. Petersburg und Moskau gefeiert, im Oktober 1874 an der Academy
of Music in New York (Antrittsrolle: Amina in »La Sonnambula«
von Bellini), 1877 in Berlin (Elsa im »Lohengrin« und Senta
im »Fliegenden Holländer« in deutscher Sprache), 1878
abermals in Paris, 1880 in Brüssel und (ohne besonderen Erfolg) an
der Mailänder Scala als Lucia di Lammermoor und als Gilda. 1881,
1886 und 1888 war sie an der Berliner Hofoper gastweise zu hören,
1882 an der Oper von Monte Carlo (u.a. als Ophélie im »Hamlet«
von A. Thomas und als Gilda). 1878 heiratete sie Ernest Gye, den Sohn
des Impresarios der Londoner Covent Garden Oper Frederick Gye, der dieses
Haus 1849-77 leitete, und nahm in London ihren Wohnsitz. Hier hatte sie
lange Jahre hindurch triumphale Erfolge an der Covent Garden Oper (1872-96),
vor allem aber auch als Konzertsängerin. Sie kreierte für die
Covent Garden Oper London eine Vielzahl von Partien: 1874 die Titelheldin
in »Mignon« von Thomas, 1875 die Elsa im »Lohengrin«,
1876 die Elisabeth im »Tannhäuser«, 1877 die Senta im
»Fliegenden Holländer« (noch in italienischer Sprache),
1881 die Tamara in Rubinsteins »Dämon«, 1891 die Desdemona
im »Othello« von Verdi, 1884 die Brunehild in »Sigurd«
von Reyer. 1895 wirkte sie an diesem Haus in der Uraufführung der
Oper »Harold« von Frederick Cowen mit. Die Künstlerin
war eine der Lieblingssängerinnen der englischen Königin Victoria.
1891-92 an der Metropolitan Oper New York engagiert. Hier sang sie 1891
als Debütrolle die Gilda im »Rigoletto«. Bereits 1883
hatte sie eine große Gastspiel- und Konzerttournee durch die USA
unternommen, war schon 1890 als Mitglied einer reisenden Operngesellschaft
unter dem Impresario Abbey im Haus der Metropolitan Oper aufgetreten und
hatte dabei die Desdemona als Partnerin des berühmten italienischen
Heldentenors Francesco Tamagno (dem Othello der Uraufführung) gesungen.
1892 sang sie diese Partie, eine ihrer Glanzrollen, dann in der offiziellen
Premiere der Oper an der Metropolitan Oper, jetzt zusammen mit dem großen
Tenor Jean de Reszke. Von ihren Bühnenrollen seien noch die Gräfin
in »Nozze di Figaro«, die Martha von Flotow, die Eva in den
»Meistersingern«, die Desdemona in Rossinis Oper »Otello«,
die Linda di Chamounix von Donizetti, die Elvira in »I Puritani«
von Bellini, die Leonore im »Troubadour«, die Traviata, die
Isabella in »Le Pré aux clercs« von Hérold,
die Marguerite de Valois wie die Valentine in den »Hugenotten«
von Meyerbeer, die Marguerite im »Faust« von Gounod, die Juliette
in »Roméo et Juliette« vom gleichen Komponisten und
die Antonida in »Ein Leben für den Zaren« von M. Glinka
genannt. 1894-95 unternahm sie eine ausgedehnte, sehr erfolgreiche Konzert-
und Gastspiel-Tournee durch Deutschland und die Schweiz, wobei sie vor
allem in Frankfurt a.M. und in Basel große Erfolge hatte. Sie hatte
überhaupt eine glanzvolle Karriere als Konzert- und namentlich als
Oratoriensängerin: so kreierte sie 1882 beim Birmingham Festival
das Oratorium »Rédemption« von Gounod, der für
sie dann auch »Mors et vita« schrieb, ein Werk, das sie 1885
ebenfalls beim Festival von Birmingham zur Uraufführung brachte.
1886 sang sie in London in Gegenwart von Franz Liszt in dessen Oratorium
»Legende von der hl. Elisabeth«, 1888 gab sie Konzerte in
Kopenhagen. 1898 hatte sie bei einer Tournee durch Kanada, bei weiteren
Konzerttourneen 1898 in Auustralien und Neuseeland, 1898-99 und 1904 in
Südafrika, 1907 in Indien und Ceylon die gewohnten Erfolge. 1896
verließ sie die Bühne, nachdem sie in London nochmals als Isolde
im »Tristan« einen grandiosen Erfolg davongetragen hatte,
1911 auch das Konzertpodium mit einem letzten Konzertauftritt in der Londoner
Albert Hall. Danach wirkte sie als Pädagogin in London. 1925 erhielt
sie den Titel Dame of the British Empire. Sie schrieb ihre Autobiographie
unter dem Titel Memoirs of Emma Albani: Forty Years of Song (London, 1911).
Ihre Stimme war noch ganz durch den klassischen Belcanto gebildet und
vereinte Tonfülle und Ausdrucksreichtum mit einer ungewöhnlichen
Beherrschung der Gesangstechnik.
Vier äußerst seltene Titel auf G & T (London, 1904) und
drei Pathé-Platten (London, 1904)können wohl kaum eine gültige
Vorstellung von der Stimme der Sängerin vermitteln.
Lit: Macdonald: »Emma Albani. Victorian Diva« (Toronto,
1985).; H. Charbonneau: L'Albani (Montreal, 193ß); N.A. Ridley &
W.R. Moran: Emma Albani (in »Record Collector«, 1958).
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