Gentner-Fischer, Else, Sopran, * 5.9.1883 Frankfurt a.M., 26.4.1943
Prien am Chiemsee; eigentlicher Name Else Fischer. Sie studierte in
Frankfurt und debütierte 1905 am Hof- und Nationaltheater von Mannheim.
1906 kam sie an das Opernhaus von Frankfurt a.M., dessen Mitglied sie
für die folgenden dreißig Jahre blieb. Sie heiratete bereits
1905 den Tenor Karl Gentner (1876-1922), der ebenfalls in Frankfurt engagiert
war. Nachdem sie zuerst nur kleinere Rollen gesungen hatte, wurde sie
bald eine der bedeutendsten dramatischen Sopranistinnen in Deutschland.
1911 sang sie in der Frankfurter Premiere des »Rosenkavaliers«
die Partie der Sophie, 1914 wirkte sie in der ersten Aufführung des
»Parsifal« mit. Am 18.1.1912 sang sie in der Uraufführung
der Oper »Oberst Chabert« von Hermann Wolfgang von Waltershausen
in Frankfurt die Partie der Gräfin. Im weiteren Verlauf ihrer Karriere
wandte sie sich mehr und mehr dem dramatischen und dem Wagner- Fach zu,
während sie zuvor auch lyrische Partien vorgetragen hatte. 1923-24
bereiste sie mit der German Opera Company Nordamerika und erregte großes
Aufsehen als Gräfin in »Figaros Hochzeit«; sie kreierte
bei dieser Tournee in der amerikanischen Erstaufführung der Oper
»Die toten Augen« von d'Albert 1923 in Chicago die Partie
der Myrtocle. 1926 sang sie am Teatro Colón von Buenos Aires die
Isolde im »Tristan« und die Brünnhilde im Ring-Zyklus.
Mehrfach gastierte sie an der Staatsoper von Berlin, an Teatro Real Madrid,
an der Wiener Hof- und Staatsoper (1906, 1922), an der Hofoper von Dresden
(1912), am Stadttheater von Basel (1920), an den Hoftheatern von Stuttgart
und Mannheim. Am Teatro Liceo Barcelona hörte man sie 1921 in der
dortigen Premiere des »Rosenkavaliers«. Am 25.4.1918 sang
sie an der Frankfurter Oper in der Uraufführung der Oper »Die
Gezeichneten« von Schreker die Rolle der Carlotta, am 9.6.1924 in
der von »Der Sprung über den Schatten« von Krenek, am
1.2.1930 in der Uraufführung von Schönbergs »Von heute
auf morgen«. 1929 gestaltete sie in Frankfurt in der deutschen Erstaufführung
von Janáceks »Die Sache Makropoulos« die Partie der
Emilia Marty. 1934 war sie mit dem Ensemble der Frankfurter Oper in Holland
zu Gast, wobei man ihre Marschallin im »Rosenkavalier« bewunderte.
Weitere Bühnenpartien: die Donna Anna im »Don Giovanni«,
die Titelrolle in Glucks »Iphigenie auf Tauris«, die Rezia
im »Oberon«, die Senta im »Fliegenden Holländer«,
die Sieglinde in der »Walküre«, die Ortrud im »Lohengrin«,
die Hilde im »Armen Heinrich« von H. Pfitzner, die Salome
von R. Strauss, die Titelrolle in »Mona Lisa« von M. von Schillings,
die Martha in »Tiefland« von E. d'Albert, die Norma, die Lady
Macbeth in »Macbeth« von Verdi, die Santuzza in »Cavalleria
rusticana«, die Turandot von Puccini, die Marina im »Boris
Godunow«, die Begbick in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny«
von K. Weill, die Carmen (die sie über 100mal sang) und die Marschallin
im »Rosenkavalier«. 1935 verabschiedete sie sich in Frankfurt
als Isolde von der Bühne. Sie trat nach ihrem offiziellen Bühnenabschied
noch gelegentlich am Frankfurter Opernhaus auf. In zweiter Ehe war die
Künstlerin mit dem Bariton Benno Ziegler (1887-1963) verheiratet;
dieser mußte 1939 als Jude nach England flüchten, auch ihre
Karriere hatte unter den politischen Verhältnissen in Deutschland
zu leiden, so daß sie zuletzt ganz zurückgezogen in Oberbayern
lebte.
Schallplatten: G & T (ein Duett mit dem Tenor Hermann Schramm, Frankfurt
1906), Polyphon, Polydor (1924, darunter das Wiegenlied aus »Der
Schatzgräber« von F. Schreker), einige elektrische Aufnahmen
auf HMV.
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