Kaschowska, Felicie, * 12.5.1867 Warschau, 18.7.1951 Bielskuj-Bialej
(Polen); mit 15 Jahren wurde ihre Stimme durch den berühmten
Tenor Enrico Tamberlik entdeckt. Sie studierte darauf bei Troschel in
Warschau, am Wiener Konservatorium bei Joseph Gänsbacher und bei
Jean de Reszke in Paris. Mit 16 Jahren gab sie ihr erstes Konzert in Warschau
und debütierte wenig später (1887) an der Oper von Warschau
als Alice in »Robert le Diable« von Meyerbeer und als Marguerite
im »Faaust« von Gounod. Bereits 1888 wurde sie an die Metropolitan
Oper New York berufen (Antrittsrolle Page Urbain in den »Hugenotten«
von Meyerbeer), an der sie zwei Jahre 1888-90 blieb und in der Spielzeit
1890-91 nochmals auftrat. Sie sang dort hauptsächlich Wagner-Partien
wie die Senta im »Fliegenden Holländer«, die Eva in den
»Meistersingern«, die Sieglinde in der »Walküre«,
die Elisabeth im »Tannhäuser«, aber auch die Aida. Sie
gastierte in Amerika auch an den Opernhäusern von St. Louis, Boston
und Buffalo und sang im Konzertsaal zusammen mit den führenden Orchestern.
1892 unternahm sie eine große USA-Tournee. 1893 wurde sie an die
Nationaloper Budapest engagiert, an der sie als Brünnhilde in der
»Walküre« großes Aufsehen erregte. Sie trat dann
in Deutschland 1894-96 am Opernhaus von Düsseldorf, gastierte u.a.
an den Opernhäusern von Frankfurt a.M. und Köln, am Hoftheater
von Stuttgart und an der Komischen Oper Berlin.1896-97 am Opernhaus von
Leipzig und 1897-1905 am Hoftheater von Darmstadt auf. Später war
sie am Hoftheater Karlsruhe (1906-07) zun hören, trat aber in der
Saison 1908-09 nochmals an der Metropolitan Oper New York auf. Sie gastierte
am Teatro Costanzi Rom (1910), an der Großen Oper Warschau (1910-11),
am Théâtre de la Monnaie Brüssel, in Amsterdam, Madrid,
Stockholm und trat in Paris, hier vor allem in Wagner-Konzerten, auf (1903-04,
1907-08, 1910). 1909-12 sang sie am Teatro Costanzi in Rom u.a. die Isolde
im »Tristan«; sie gastierte auch in St. Petersburg. 1911-12
nahm sie an einer Australien- Tournee teil, die durch die große
Primadonna Nellie Melba veranstaltet wurde. Seit 1912 sang sie vor allem
in Polen. 1919 nahm sie an der Oper von Warschau als Selika in Meyerbeers
»Africaine« von der Bühne Abschied, trat dort aber nochmals
1934-36 auf, wo sie bereits seit 1916 als Pädagogin wirkte. Sie betätigte
sich dann auch in Wien im pädagogischen Bereich; zu ihren Schülern
gehörten der berühmte Tenor Jan Kiepura und die Sängerinnen
Maria Németh, Rosette Anday und Flora Nielsen. Ihr Bühnenrepertoire
hatte seine Höhepunkte in Partien wie der Pamina in der »Zauberflöte«,
der Leonore im »Fidelio«, der Valentine in Meyerbeers »Hugenotten«,
der Selika in dessen »Africaine«, der Rachel in »La
Juive« von Halévy, der Titelfigur in Bellinis »Norma«,
der Carmen, der Aida, der Amelia in Verdis »Maskenball«, der
Leonore im »Troubadour«, der Santuzza in »Cavalleria
rusticana«, der Senta, der Elisabeth wie der Venus im »Tannhäuser«,
der Isolde im »Tristan«, der Elsa im »Lohengrin«,
der Martha in »Tiefland« von d'Albert, der Fricka und der
Brünnhilde im Nibelungenring. Auch als Konzert- und Oratoriensolistin
hatte sie eine ganz internationale Karriere. - Voluminöse, dramatische
Stimme von großer Steigerungsfähigkeit.
Schallplatten: Ihre Pathé-Aufnahmen erschienen 1909 in Berlin
(Arien aus »Tosca« und »Don Giovanni«, Duette
und Lieder). Ihre Schallplatten sind selten; es existiert nur eine Soloplatte
auf Anker (1912), einige Aufnahmen sind auf Pathé zu finden; 1921
sang sie zusammen mit Frieda Hempel zwei Duette auf Polydor.
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