Krull, Annie, Sopran, * 12.1.1876 Tessin in der Nähe von Rostock,
14.6.1947 Schwerin; ihr Vater war Musikdirektor. Sie wurde
durch Hertha Brämer in Berlin ausgebildet und debütierte 1898
am Stadttheater von Plauen (Sachsen) als Agathe im »Freischütz«.
1900 hörte sie der Intendant der Dresdner Hofoper Graf von Seebach
in Berlin und engagierte sie für sein Haus. Hier kam die junge Sängerin
in den Jahren 1901-1910 zu einer sehr erfolgreichen Karriere. Am 22.11.1901
sang sie in Dresden in der Uraufführung der Richard Strauss-Oper
»Feuersnot« die Partie der Diemuth. Bereits am 29.5.1901 hatte
sie dort in einer weiteren Uraufführung, der Oper »Manru«
von Paderewski mitgewirkt. Sie sang dann in Dresden am 6.10.1902 in der
Uraufführung von »Das war ich« von Leo Blech, am 1.10.1903
in der von Leo Blechs »Alpenkönig und Menschenfeind«,
am 8.12.1906 in der der Oper »Der Moloch« von Max von Schillings
(als Theoda). Richard Strauss wollte ihr auch die Titelrolle in der Uraufführung
seiner Oper »Salome« übertragen, doch konnte Marie Wittich
als erste Sängerin und Primadonna des Hauses ihren Anspruch auf diese
Rolle nach der Haustradition durchsetzen. Am 25.2.1909 kreierte Annie
Krull dann aber in Dresden unter der Leitung von Ernst von Schuch die
Elektra in der gleichnamigen Oper von Richard Strauss, wobei sie eine
spektakulären Erfolg hatte. 1910 sang sie die gleiche Partie bei
einem Gastspiel an der Covent Garden Oper London. 1910-12 war sie am Hoftheater
von Mannheim engagiert und gab danach nur noch gelegentliche Gastspiele.
Sie gastierte in der ersten Dekade unseres Jahrhunderts an den Hofopern
von Stuttgart (1901), Berlin (mehrfach zwischen 1903 und 1909), München
(1905, 1907) und Wien (1909 als Elektra), an den Opernhäusern von
Leipzig (1906) und Köln (1905), am Hoftheater Karlsruhe (1912), am
Deutschen Theater Prag (1907) und am Deutschen Theater Brünn (1905,
1908). Partien aus ihrem Repertoire: Leonore im »Fidelio«,
Senta, Elsa, Elisabeth im »Tannhäuser«, Sieglinde, Isolde,
Margiana im »Barbier von Bagdad«, Martha in »Tiefland«,
Valentine in den »Hugenotten«. Sie lebte später als Pädagogin
in Schwerin. Seit 1904 war sie mit dem Bassisten Max Flor verheiratet.
- Dramatische Sopranstimme von besonderer Ausdruckskraft; auf der Bühne
durch ein eminentes darstellerisches Talent ausgezeichnet.
Die Stimme von Annie Krull ist durch eine vollständige Aufnahme
des 2. Aktes »Tannhäuser« auf Odeon (Berlin, 1909 als
Elisabeth) erhalten; außerdem sang sie auf Edison-Zylindern und
auf Pathé-Platten.
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