Salomea Kruszelnicka


Kruszelnicka, Salomea (Ambrosiwna), Sopran, * 23.9.1873 Bilavintsy (Biata) bei Tarnopol in Polnisch-Galizien, † 14.11.1952 Lwów (Lemberg); (ihr Name wird auch Kruszelnizki, Kruszelniski, Krusceniski, Krushelnytska, Krushelnytskaya, ihr Vorname Solomyia, Solomia, Solomya, Salome geschrieben). Sie gehörte einer alten, angesehenen ukrainischen Familie an. Ihr Vater war russisch-orthodoxer Priester. Sie sang zuerst in Chören und bei Amateur-Aufführungen; 1892 übernahm sie in Lemberg das Sopransolo im »Messias« von Händel. Sie studierte in Lemberg bei Walerij Wysocki und später seit 1893 in Mailand bei Crespi. 1893 debütierte sie am Opernhaus von Lemberg als Leonora in Donizettis »La Favorita« und sang anschließend in Krakau und Odessa. Sie studierte seit 1895 bei der Pädagogin Fausta Crespi in Mailand und sang in der Saison 1895-96 am Theater von Cremona die Titelrolle in »Manon Lescaut« von Puccini und die Valentine in »Die Hugenotten« von Meyerbeer. 1896 hörte man sie an der Oper von Tiflis (Tblissi) als Leonore in Verdis »La forza del destino«. 1897 bereiste sie mit der Padovani-Opera Chile, 1898 erregte sie in Parma als Elsa im »Lohengrin« und als Mimi in »La Bohème« Aufsehen, ebenso am Theater von Cremona. In Italien sang sie stets unter dem Namen Kruszeniski, in Polen und Rußland als Salomea Kruszelnicka. 1898-1902 war sie die gefeierte Primadonna der Großen Oper von Warschau (Antrittsrolle: Aida). Sie gastierte an der Hofoper (Marienskij Theater) von St. Petersburg und 1902 in Paris. 1903 verstrickte sie sich als Ukrainerin in politische Intrigen und machte sich zuerst in Rußland, dann auch in Polen verhaßt. Bei einem Konzert in St. Petersburg sang sie in Anwesenheit des Zaren ukrainische Volkslieder, was man als patriotische antirussische Demonstration auffaßte, in Lemberg hielt sie eine Rede gegen den polnischen Teil der Bevölkerung. Sie ging darauf wieder nach Italien; dort war sie 1903 am Teatro San Carlo Neapel, 1904 am Teatro Costanzi Rom zu Gast. Sie war es, die die Puccini-Oper »Madame Butterfly« (nach ihrem skandalösen Mißerfolg bei der Uraufführung an der Scala) durch Vorstellungen in Brescia (1904), dann in Bologna (1905) und Turin (1906) zum endgültigen Erfolg führte. Sie trat als Gast auch 1902 an der Grand Opéra Paris (Elsa im »Lohengrin«), 1904 am Teatro Lirico Mailand (Adriana Lecouvreur von Cilea) auf. 1905 wirkte sie am Teatro Comunale Bologna in der Uraufführung der Oper »Cassandra« von Vittorio Gnecchi mit. 1907 kreierte sie an der Mailänder Scala die Salome in der Erstaufführung der gleichnamigen Oper von Richard Strauss, 1909 die Elektra. (Richard Strauss nannte sie »perfekt in beiden Partien, als Salome wie als Elektra«). An der Scala wurde sie weiter als Isolde im »Tristan« und in der Uraufführung der Oper »Gloria« von Cilea (15.4.1907) gefeiert. 1911 sang sie am Teatro Massimo Palermo die Brünnhilde in der »Götterdämmerung«, 1906-13 gastierte sie regelmäßig am Teatro Colón Buenos Aires; 1915 trat sie dort wieder auf (Titelrolle in Catalanis »Loreley«), 1920 hörte man sie am Teatro San Carlo Neapel. Als ihre großen Bühnenpartien galten zu dieser Zeit die Aida, die Tosca, die Titelheldinnen in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, in »La Gioconda« von Ponchielli und in Catalanis »Loreley«, dazu ihre Wagner-Heroinen. In Buenos Aires kreierte sie die Diemuth in der Erstaufführung der Oper »Feuersnot« von R. Strauss (1913 in italienischer Sprache). 1913 heiratete sie den italienischen Rechtsanwalt und Politiker Cesare Rizzione und lebte seit dieser Zeit in Viareggio. Am 20.3.1915 sang sie an der Mailänder Scala in der Uraufführung der Oper »Fedra« von I. Pizzetti. 1920 stand sie letztmals auf der Bühne. Nachdem sie lange nicht mehr aufgetreten war, unternahm sie 1927 eine Nordamerika-Tournee, bei der sie vor allem vor ukrainischen Emigranten sang. Sie ließ sich dann als Pädagogin in Mailand nieder. 1936 gab sie in Lwów (Lemberg) Konzerte. 1939 besuchte sie ihre Familie in Lwów (Lemberg) und konnte wegen des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges nicht mehr nach Italien zurückkehren. Darauf unterrichtete sie am Konservatorium von Lwów, wo sie 1945 nochmals ein Wohltätigkeitskonzert gab.

Eine der schönsten Sopranstimmen ihrer Zeit; die Tonfülle und der dunkle Glanz dieser Stimme, die Vollkommenheit ihrer Phrasierung und das ausgeprägte Stilgefühl ihres Vortrags machen ihre Schallplattenaufnahmen zu erlesenen Kostbarkeiten. Diese erschienen auf Fonotipia (Italien 1906 und 1910) und G & T (die ältesten, 1903 in Warschau aufgenommen, eine zweite Serie 1907 in den USA). 1927 wurden in Nordamerika elektrische Aufnahmen von ukrainischen Volksliedern hergestellt, die ihre Stimme in ihrer ursprünglichen Schönheit präsentieren. CD: "The Complete Salomea Krushelnytska" (Marston 2006)

Lit: E. Arnosi & J. Dennis: Salomea Kruszelnicka (in »Record Collector«, 1968-69); M. Holovaschtschenko (or M. Golowatschenko): »Salomea Krushel'nytska« (or »Solonnija Krushelnicka«)(Kiew, 1978-79).

GALLERY
as Isolde Scala
as Brünnhilde
as Elsa
as Elektra Scala 1909
as Elektra Scala 1909
as Elektra Scala 1909
as Salome Scala 1907 (Collection G&K)
as Salome Scala 1907
as Aida
as Aida
as Santuzza
as Santuzza
as Butterfly
as Butterfly (by courtesy of Andrea Suhm)
as Butterfly
as Countess
as Desdemona
as Helena (Collection G&K)
as Marguerite (by courtesy of Teatr Wielki Poland)
as Carmen
as Nedda
as Selika
as Loreley
as Amelia
as Leonora
as Cassandra
as Gioconda
as ? (by courtesy of Teatr Wielki Poland)
as ? (by courtesy of Teatr Wielki Poland)
with Puccini
Portrait
Portrait
Portrait
Portrait
Portrait (by courtesy of Teatr Wielki Poland)
Portrait
Portrait
Portrait
Portrait
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