Amalia Materna


Materna, Amalie, Sopran, * 10.7.1844 St. Georgen in der Steiermark, † 18.1.1918 Wien
; ihr Vater, der Schullehrer war, starb früh. Sie wurde durch ihren älteren Bruder, der ebenfalls Lehrer in dem Dorf St. Peter in der Steiermark war, erzogen und wuchs in ärmlichen Verhältnissen heran. Sie erhielt ersten Gesangunterricht in Graz. 1865 debütierte sie als Soubrette am Thaliatheater in Graz in der Operette »Leichte Kavallerie« von Franz von Suppé. Bald darauf heiratete sie den Volksschauspieler und Operettensänger Karl Friedrich († 1892); sie führte seitdem auch den Namen Amalie Friedrich-Materna. Sie trat weiter in Operettenrolen auf und wechselte an das Wiener Carl-Theater, an das man sie und ihren Gatten verpflichtet hatte. Nachdem man ihre Eignung für das dramatische Sopranfach erkannt hatte, nahm sie nach kurzem Studium bei dem Hofkapellmeister Proch ein Engagement an der Wiener Hofoper an, wo sie 1869 als Selika in Meyerbeers »Africaine« debütierte. Sie wurde in Wien die Nachfolgerin der großen Louise Dustmann und blieb bis zu ihrem Abschied von der Bühne 1894 die gefeierte erste dramatische Sopranistin dieses großen Opernhauses. Sie wandte sich bald dem Wagner-Gesang zu. Richard Wagner, der sie in Wien kennenlernte, schätzte ihre Interpretation seiner Partien besonders hoch ein und bestimmte sie für die Rolle der Brünnhilde in den ersten Aufführungen des Nibelungenrings bei den Bayreuther Festspielen von 1876. Sie sang diese Partie in der »Walküre« (14.8.1876), im »Siegfried« (16.8.1876) und in der »Götterdämmerung« (17.8.1876), wobei die beiden letztgenannten Opern zugleich ihre Uraufführung erlebten. 1877 kreierte sie für Wien die Brünnhilde in der »Walküre«, 1878 im »Siegfried«. 1877 trat sie in der Londoner Albert Hall in glanzvollen Wagner-Konzerten auf. Am 26.7.1882 kreierte sie in Bayreuth die Kundry in der Uraufführung des »Parsifal«, die sie dann bis 1891 in Bayreuth vortrug. Sie sang 1881 in den Aufführungen des Nibelungnrings am Berliner Victoria-Theater unter Angelo Neumann ebenfalls die Brünnhilde. 1884-85 trat sie an der Metropolitan Ooper New York auf (Debüt als Elisabeth im »Tannhäuser«). Sie sang dort die Rachel in »La Juive« von Halévy, die Valentine in den »Hugenotten« von Meyerbeer und 1885 die Brünnhilde in der Premiere der »Walküre«. Sie trat als Gast an den großen Opernhäusern in Österreich und Deutschland auf, u.a. in Frankfurt a.M., in Dresden und Berlin. 1881-83 nahm sie an der Europa-Tournee mit Angelo Neumanns reisendem Wagner-Theater teil, 1887 an einer Tournee durch Spanien und Portugal. Sie absolvierte Gastspiele in Rotterdam (1886), Paris (1889 und 1894), Budapest, Brünn (Brno) und am Deutschen Theater Prag (1875). 1894 unternahm sie mit der Damrosch Opera Company eine Nordamerika-Tournee, bei der sie ihre großen Wagner-Partien zum Vortrag brachte. Sie verabschiedete sich am 30.12.1894 als Brünnhilde in der »Götterdämmerung« von ihrem Wiener Publikum, das sie ungewöhnlich verehrte. Am 10.3.1875 hatte sie an der Wiener Hofoper die Titelheldin in der Uraufführung der »Königin von Saba« von Goldmark kreiert; am 19.11.1886 wirkte sie dort in einer weiteren Opern-Uraufführung eines Werks dieses Meisters, »Merlin«, mit. Weitere Bühnenpartien der Sängerin waren die Leonore im »Fidelio«, die Aida wie die Amneris in Verdis »Aida«, die Titelrollen in »Armida« von Gluck und in »Medea« von Cherubini, die Fides im »Propheten« von Meyerbeer und die Amelia in Verdis »Simon Boccanegra«. Nach Beendigung ihrer Karriere arbeitete sie zuerst in Graz, dann in Wien auf pädagogischem Gebiet, geriet jedoch zeitweilig in große wirtschaftliche Not. 1913 trat sie nochmals, jetzt fast 70 Jahre alt, in Wien in einem Konzert zum 100. Geburtstag von Richard Wagner auf und sang den Monolog der Kundry. - Ihre voluminöse, in ihrer dramatischen Kraft nahezu unerschöpfliche Stimme galt als Vorbild für eine ganze Generation von Sängerinnen. Sie war eine der größten Wagner-Sängerinnen ihrer Generation. Vier Wochen vor seinem Tod schrieb Richard Wagner aus Venedig an sie: »Haben Sie Dank für ihre große und grandiose Natur, die wie ein erfülltes Bedürfnis in mein Leben getreten ist, - Gott, wenn ich der letzten Kundry-Abende gedenke: Adieu: Liebe, Gute, Beste« Sie fand ihre letzte Ruhestätte in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof. - Auch ihre Nichte Hedwig Materna (* 1871) hatte eine erfolgreiche Sängerkarriere.

 

 

GALLERY
as Isolde Wien 1883
as Brünnhilde with Grane Bayreuth 1876
as Brünnhilde with Grane Bayreuth 1876
as Brünnhilde Bayreuth 1876
as Brünnhilde Bayreuth 1876
as Kundry Bayreuth 1882
as Kundry Bayreuth 1882
as Kundry Bayreuth 1882
as Kundry Bayreuth 1882
as Kundry with Winkelmann Bayreuth 1882
as Ortrud Wien (by courtesy of Peter Giljum)
as Kundry Bayreuth 1882
as Kundry Bayreuth 1882
as Kundry Bayreuth 1886
as Kundry Bayreuth 1882
as Elisabeth MET 1885
as Rachel
as Queen of Saba
as Queen of Saba
as Selika? Karikatur (Collection G&K)
Portrait with? Wien
Portrait
Portrait
Portrait
Portrait
Portrait
Portrait
Portrait
Portrait
Portrait
Portrait
Portrait
Portrait
Portrait
Portrait
Portrait
Portrait
.
-
.
-
.
-