Eva Plaschke von der Osten

Osten, Eva von der, Sopran, * 19.8.1881 auf der Insel Helgoland, † 5.5.1936 Dresden; ihre Eltern waren die Schauspieler Emil von der Osten (1847-1905) und Rosa von der Osten-Hildebrandt (1850-1911); ihre Schwester Vally van Osten (1882-1923) wurde eine bekannte Sopranistin; sie heiratete den Tenor Fritz Windgassen (1883-1963) und war die Mutter des berühmten Wagner-Tenors Wolfgang Windgassen (1914-74). - Eva von der Osten wollte zunächst Pianistin werden, wurde dann aber durch August Iffert in Dresden zur Sängerin ausgebildet. Sie debütierte 1902 an der Dresdner Hofoper als Page Urbain in Meyerbeers »Hugenotten« und ist bis zum Ende ihrer Karriere Mitglied dieses Hauses geblieben. Bereits 1903 wirkte sie in Dresden in der Uraufführung von Leo Blechs »Alpenkönig und Menschenfeind« mit. Nachdem sie in Dresden zuerst kleinere Partien gesungen hatte, erregte sie dort 1908 als Tatjana im »Eugen Onegin« von Tschaikowsky großes Aufsehen. Sie gehörte bald zu den beliebtesten Künstlern der Dresdner Oper; auch ihr Gatte, der Bariton Friedrich Plaschke (1875-1952), war an der Oper von Dresden engagiert. Am 26.1.1911 sang sie in der glanzvollen Uraufführung des »Rosenkavaliers« von Richard Strauss in Dresden den Octavian, die gleiche Rolle 1911 in der holländischen Erstaufführung der Oper im Haag und an verschiedenen deutschen Theatern, 1913 in der Erstaufführung des Werks an der Covent Garden Oper London. 1916 wirkte sie an der Dresdner Hofoper in der Erstaufführung der Oper »Höllisch Gold« von J. Bittner mit, 1918 in der Premiere von »Der ferne Klang« von Fr. Schreker, 1920 in der Uraufführung von »Schirin und Gertraude« von Paul Graener. Ihre Gestaltung der Rolle der Färberin in der Dresdner Premiere der Richard Strauss-Oper »Die Frau ohne Schatten« bezeichnete der Komponist als »großartig«. Seit 1906 gastierte sie regelmäßig an der Komischen Oper Berlin. In Dresden wie an der Komischen Oper Berlin kreierte sie in der Saison 1908-09 die Titelpartie in der Premiere von Leoncavallos Oper »Zazà«, 1912-13 die Blanchefleur in »Der Kuhreigen« von W. Kienzl. Sie trat als Gast an der Berliner Hofoper (1902, 1907), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1913, 1914) und an der Oper von Boston (1912-13) auf. Am Théâtre des Champs-Élysées Paris sang sie 1914 die Isolde im »Tristan«, beim Amsterdamer Wagner-Verein die Brünnhilde in der »Walküre«. 1914 sang sie in der englischen Premiere des »Parsifal« an der Covent Garden Oper London die Kundry, 1913 am His Majesty's Theatre London die Ariadne in der englischen Erstaufführung von »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss unter Sir Thomas Beecham. 1923-24 gehörte sie, zusammen mit ihrem Gatten, der German Opera Company an, mit der sie Nordamerika durchreiste. Dabei trat sie sehr erfolgreich als Isolde im »Tristan« und als Sieglinde in der »Walküre« auf. 1926 wirkte sie an der Dresdner Oper in der Uraufführung der Oper »Die Hochzeit des Mönchs« von Alfred Schattmann mit. 1930 verabschiedete sie sich als Brünnhilde in der »Walküre« in Dresden von der Bühne, während Friedrich Plaschke den Wotan sang. Sie betätigte sich aber noch weiter an der Dresdner Staatsoper als Regisseurin; so führte sie 1933 in der Uraufführung der Richard-Strauss-Oper »Arabella« Regie. Kurz nach dieser Uraufführung erlitt sie einen Schlaganfall, der ausgedehnte Lähmungen hinterließ.

Von ihrer ausdrucksstarken, hochmusikalischen Sopranstimme sind schöne Schallplattenaufnahmen erhalten, die auf den Marken G & T (Dresden, 1905), HMV, Columbia und Pathé anzutreffen sind. Darunter finden sich auch Duette mit Friedrich Plaschke. Unter den HMV-Aufnahmen sind Ausschnitte aus dem »Rosenkavalier« in der Besetzung der Uraufführung vorhanden, die auch auf Odeon zur Ausgabe kamen.