Reinl, Josefine, Mezzosopran/Sopran, * 5.12.1865 Prag, 22.7.1945
Templin (Uckermark); sie war Tochter eines Beamten und zeigte früh
eine große musikalische Begabung. Als sie bei einer Dilettantengesellschaft
die Leonore in Verdis »Troubadour« sang, wurde ihre Stimme
entdeckt und durch die Pädagogen Jan Lukes und Frau Benevicová-Micová
in Prag ausgebildet. Mit 15 Jahren debütierte sie am Prager Nationaltheater
als Gretchen im »Wildschütz« von Lortzing. Sie blieb
dort zwei Jahre und ging dann an deutsche Bühnen. Dort sang sie zuerst
am Stadttheater von Koblenz (1888-90), dann in Würzburg, danach bis
1892 am Theater von Königsberg (Ostpreußen) und 1892-94 am
Opernhaus von Düsseldorf. Sie übernahm während dieser Zeit
Partien aus dem Mezzosopran- und dem Altfach, doch entwickelte sich ihre
Stimme immer mehr zum dramatischen und zum Wagner-Sopran. Nachdem sie
in den Sommermonaten am Belle-Alliance-Theater Berlin als Gast aufgetreten
war, wurde die Intendanz der Berliner Hofoper auf die Künstlerin
aufmerksam und verpflichtete sie 1894 für dieses Haus, an dem sie
nun eine große Karriere hatte. Sie brillierte hier und bei Gastspielen
in Rollen wie der Venus im »Tannhäuser«, der Isolde im
»Tristan«, der Ortrud im »Lohengrin«, der Brünnhilde
in den Opern des Ring-Zyklus, der Selika in Meyerbeers »Africaine«,
der Leonore im »Fidelio«, der Amelia in Verdis »Maskenball«,
der Donna Anna im »Don Giovanni« und der Santuzza in »Cavalleria
rusticana«. 1900 sang sie an der Berliner Hofoper in der Uraufführung
der Oper »Kain« von E. d'Albert, 1902 in der von »Heilmar.
der Narr« von W. Kienzl. Seit 1896 gastierte sie mehrfach am Stadttheater
(Opernhaus) von Hamburg, seit 1897 an der Hofoper von Dresden, seit 1899
am Opernhaus von Leipzig, in Frankfurt a.M. (1903), am Deutschen Theater
Prag (1902) und am Hoftheater Hannover (1899). In den Jahren 1903-07 war
sie alljährlich an der Londoner Covent Garden Oper als Gast anzutreffen,
wo sie ihre großen Wagner-Partien sang. 1909 stand sie letztmals
auf der Bühne der Berliner Hofoper. Nach ihrer Heirat ist sie auch
unter dem Namen Josefine Reinl-von Olszewski aufgetreten.
Zwei sehr seltene Aufnahmen auf Berliner Records (1901).
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