Reuss-Belce, Luise, Sopran, * 24.10.1862 Wien, 5.3.1945 Aichach
bei Augsburg; eigentlich Luise Baumann. Sie wurde durch Joseph Gänsbacher
in Wien ausgebildet, debütierte 1881 am Hoftheater von Karlsruhe
als Elsa im »Lohengrin« und gehörte für die folgenden
15 Jahre diesem Haus als Ensemblemitglied an. Am 26.6.1882 sang sie bei
den Bayreuther Festspielen in der Uraufführung des »Parsifal«
eines der Blumenmädchen. 1884 gastierte sie an der Münchner
Hofoper. Sie heiratete den Dirigenten und Komponisten Eduard Reuss (1851-1911),
der Schüler von Franz Liszt gewesen war. Sie blieb bis 1896 in Karlsruhe
tätig. Am 6./7.12.1890 sang die Künstlerin in Karlsruhe in der
ersten Gesamt-Aufführung von »Les Troyens« von Berlioz
die Partie der Kassandra. Während ihres Wirkens am Hoftheater von
Karlsruhe trat sie in den Uraufführungen der Opern »Der Rubin«
von E. d'Albert (12.10.1893) und »Ingwelde« von Max von Schillings
(13.12.1894 in der Titelrolle) auf. In den Jahren 1896-99 war sie am Hoftheater
von Wiesbaden engagiert und setzte danach bis 1907 ihre Karriere mit Gastspielauftritten
fort. Sie gastierte dann an zahlreichen großen deutschen Opernhäusern,
so an der Hofoper von Dresden, an den Opernhäusern von Köln
und Leipzig, an den Hoftheatern von Mannheim, Karlsruhe und Schwerin.
Ihr letztes Gastspiel fand 1907 an der Dresdner Oper statt; seitdem trat
sie nur noch in Bayreuth auf. 1882-1912 wirkte sie bei den Bayreuther
Festspielen mit: 1882-86 als Soloblume, 1886 auch als 1.Knappe im »Parsifal«,
1889 als Eva in den »Meistersingern«, 1896-97 und 1901-02
als Gutrune, 1896-97 als 3. Norn, 1896 als Siegrune, 1899-1912 als Fricka
(ihre große Glanzrolle), 1901 und 1904 als 2. Norn im Nibelungenring.
Seit 1908 war sie bei den Festspielen von Bayreuth als dramaturgische
Assistentin tätig. Sie hatte auch im Ausland bedeutende Erfolge 1893
gastierte sie an der Covent Garden Oper London als Sieglinde in der »Walküre«,
1900 als Fricka, 1899 war sie bei einem Gastspiel in Amsterdam zu hören.
1901-03 war sie Mitglied der Metropolitan Oper New York. Dort sang sie
als Antrittsrolle die Venus im »Tannhäuser«, dann die
Elsa im »Lohengrin«, die Sieglinde in der »Walküre«,
die Eva in den »Meistersingern«, die Fricka im »Rheingold«
und die Isolde im »Tristan«, insgesamt 12 Partien in 33 Vorstellungen.
Von ihren Bühnenpartien außerhalb des Wagner-Repertoires sind
die Gräfin in »Figaros Hochzeit«, die Leonore im »Fidelio«,
die Titelrolle in der Oper »Herrat« von F. Draeseke, die Carmen
und die Santuzza in »Cavalleria rusticana« zu nennen. Seit
1912 lebte sie in Berlin; 1916-33 war sie als Dramaturgie- und Regieassistentin
am Deutschen Opernhaus Berlin tätig, wo sie in den zwanziger Jahren
mehrfach in Wagner-Opern Regie führte. Auch bei den Festspielen von
Nürnberg betätigte sie sich als Regieassistentin. Sie lebte
zuletzt in Dresden, mußte nach dem verheerenden Bombenangriff in
den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges jedoch flüchten und starb
auf dieser Flucht. Man fand sie tot in einem Eisenbahnwaggon. Sie war
die letzte lebende Sängerin, die unter der Leitung von Richard Wagner
gesungen hatte.
1904 in Bayreuth für G & T mehrere Aufnahmen, und ein Fragment
auf Mapleson-Zylindern aus der Metropolitan Oper (Ausschnitt aus dem Duett
Elsa-Ortrud aus dem 2. Akt »Lohengrin« mit Johanna Gadski).
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