Schwarzkopf, Elisabeth, Sopran, * 9.12.1915 Jarotschin bei Posen (Poznan)
als Tochter deutscher Eltern; ihr Vater war Lehrer. Sie erhielt ihre Ausbildung
1934 an der Berliner Musikhochschule sowie bei Lula Mysz-Gmeiner und Maria
Ivogün in Berlin, den Liedgesang studierte sie bei Michael Raucheisen
in Berlin. 1935 und 1937 gab sie dort bereits erste Liederabende. Sie
war 1938-42 am Deutschen Opernhaus Berlin als Ensemblemitglied engagiert
und trat an diesem Haus anschließend noch als Gast auf. Nachdem
sie dort zunächst kleinere Partien gesungen hatte, hatte sie ihre
ersten Erfolge u.a. als Musetta in »La Bohème« und
als Susanna in »Figaros Hochzeit«. 1938 debütierte sie
an der Städtischen Oper Berlin als Blumenmädchen im »Parsifal«.
Nach ersten Erfolgen 1942 wechselte sie an die Wiener Staatsoper (Antrittsrolle:
Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss). Von Wien
nahm ihre glanzvolle internationale Karriere nach dem Zweiten Weltkrieg
ihren Ausgang. Dabei wechselte sie vom Koloraturfach in das schwerere
lyrische Fach hinüber. 1947 gastierte sie mit dem Ensemble der Wiener
Staatsoper in London als Donna Elvira im »Don Giovanni«. Jahr
für Jahr begeisterte sie bei den Festspielen von Salzburg das Publikum
durch ihre Kunst des Mozart-Gesanges, namentlich aber auch als Marschallin
im »Rosenkavalier«. Im einzelnen sang sie dort die Susanna
in »Figaros Hochzeit« (1947), die Donna Elvira im »Don
Giovanni« (1948-50, 1953-54 und 1960), die Fiordiligi in »Così
fan tutte« (1958, 1961-64), die Gräfin in »Figaros Hochzeit«
(1952-53, 1956, 1958), die Marzelline im »Fidelio« (1950),
die Alice Ford im »Falstaff« von Verdi (1957) und die Marschallin
(1960-61, 1964); nicht zuletzt wurde sie jedoch durch ihre Konzerte und
durch zehn große Liederabende (u.a. mit Hugo Wolf- Liedern) in Salzburg
berühmt. Bei den Bayreuther Festspielen feierte man sie 1951 als
Eva in den »Meistersingern« und als Woglinde im Nibelungenring
sowie als Solistin in der 9. Sinfonie von Beethoven. Am 11.9.1951 sang
sie am Teatro Fenice in Venedig in der Uraufführung der Oper »The
Rake's Progress« von Strawinsky die Rolle der Anne Trulove. Am 14.2.1953
kreierte sie an der Mailänder Scala C. Orffs »Trionfo di Afrodite«
unter der Leitung von H. von Karajan. 1951-59 hatte sie große Erfolge
bei ihren Gastspielen an der Covent Garden Oper London. Dort hörte
man sie als Pamina in der »Zauberflöte«, als Susanna
in »Figaros Hochzeit«, als Eva in den »Meistersingern«,
als Mimi in Puccinis »La Bohème«, als Butterfly, als
Sophie wie als Marschallin im »Rosenkavalier« und als Manon
von Massenet. 1948-63 huldigte man der Künstlerin an der Mailänder
Scala. Dort sang sie im Laufe einer langen, erfolgreichen Karriere u.a.
die Gräfin in »Figaros Hochzeit«, die Elsa, die Marschallin,
die Elisabeth im »Tannhäuser«, die Alice Ford, die Marguerite
im »Faust« von Gounod und die Mélisande in »Pelléas
et Mélisannde«. 1951 verlegte die Künstlerin ihren Wohnsitz
nach London. Seit 1953 war sie mit dem Direktor des EMI-Konzerns Walter
Legge (1906-79) verheiratet. 1953 kam sie erstmalig nach Nordamerika,
und zwar debütierte sie mit einem Liederabend in New York und sang
später dort als erste Bühnenrolle 1955 an der San Francisco
Opera die Marie in Smetanas »Verkaufter Braut«. Bei Konzerten
und Gastspielen wurde sie in Chicago (1959) und New York wie überhaupt
in den Zentren des Musiklebens in aller Welt begeistert gefeiert. 1964
wurde sie an die Metropolitan Oper New York berufen (Antrittsrolle: Marschallin
im »Rosenkavalier«), der sie bis 1966 angehörte. Dort
sang sie neben der Marschallin auch die Donna Elvira und ist insgesamt
in neun Vorstellungen aufgetreten.1970 sang sie in Toronto mehrmals in
einer konzertanten Aufführung des »Rosenkavaliers« die
Marschallin. 1972 nahm sie in Brüssel als Marschallin von der Bühne
Abschied. 1975 beendete sie auch ihre Konzertkarriere, 1979 gab sie einen
letzten Liederabend in Zürich, wo sie nach dem Tod von Walter Legge
( 1979) lebte. Seit 1983 war sie Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper;
1990 verlieh ihr die württembergische Landesregierung den Titel eines
Professors; der schwedische König Gustav VI. Adolf dekorierte sie
mit dem Orden »Litteris et artibus«; sie wurde durch Königin
Elizabeth II. von England 1992 zur Dame of the British Empire erhoben.
Die Salzburger Mozart-Gesellschaft verlieh ihr die Lilli Lehmann-Medaille.
- Elisabeth Schwarzkopf besaß eine der schönsten Sopranstimmen
ihrer Epoche, einmal durch die Fülle und Dichte ihres Stimmaterials,
anderseits durch die tief empfundene Beseelung ihres Vortrages ausgezeichnet.
Dabei war sie sowohl auf der Opernbühne wie als Oratorien- und in
ganz besonderer Weise als hervorragende Liedersängerin in einem Repertoire
von großem Umfang zu hören. Schließlich trat sie als
Opernregisseurin vor das Publikum: 1981 inszenierte sie an der Oper von
Brüssel den »Rosenkavalier« von R. Strauss. Große
Verdienste erwarb sie sich durch ihre pädagogische Arbeit; überhaupt
war der Einfluß, den sie (wie auch Walter Legge) auf das Musikleben
ihrer Zeit nahm, sehr groß.
Schallplatten: Sehr viele, schöne Aufnahmen auf Telefunken (hier
die frühesten Aufnahmen von 1940 mit Operettentiteln), Electrola
(Matthäuspassion), Olympic (»Don Giovanni«) und Urania
(vollständiger »Abu Hassan« von Weber), vor allem aber
auf Columbia; hier viele integrale Opern (»Figaros Hochzeit«,
»Così fan tutte«, »Rosenkavalier«, »Hänsel
und Gretel«, »Die Kluge«, »Dido und Aeneas«
von Purcell mit Kirsten Flagstad, »Die Fledermaus«, »Barbier
von Bagdad«, »Capriccio«, »Ariadne auf Naxos«,
»Don Giovanni«, »Falstaff« von Verdi, »Turandot«
von Puccini, »Meistersinger« aus Bayreuth, 1951). Dazu eine
Fülle von Lied-Aufnahmen. Auf Decca erschien lange nach Abschluß
ihrer Karriere eine Liederplatte mit Aufnahmen aus den Jahren 1977-79.
Mitschnitte von Aufführungen auf Fonit- Cetra (»Damnation de
Faust«), GDS (»Eracle« von Händel), Movimento Musica
(»Don Giovanni«, Salzburg, 1960), Harmonia mundi (»Pelléas
et Mélisande«), Discocorp (9.Sinfonie von Beethoven), Laudis
(»Don Giovanni«, Salzburg 1950), TIS (Pamina in der »Zauberflöte«,
Aufnahme des italienischen Rundfunks RAI von 1953), CLS (»Fidelio«,
Salzburg, 1950).
Lit.: B. Gavoty: »Elisabeth Schwarzkopf« (Frankfurt a.M.
1957); A. Jefferson: »Elisabeth Schwarzkopf« (London 1995);
Alan Sanders: »Elisabeth Schwarzkopf, a Career on Record«
(1996).; E. Greenfield: Elisabeth Schwarzkopf (in »Gramophone«,
1976). - Schallplatten: Auf MCD kam eine Aufnahme von Verdis »Alzira«
heraus (Mitschnitt einer Radiosendung des Reichssenders Berlin von 1938!).
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