Sutter-Kottlar, Beatrice, Sopran, * 6.1.1883 Czernowitz (Tschernowzy),
15.3.1935 Liel in Baden; das Bühnendebüt der Künstlerin
fand 1907 am Stadttheater von Straßburg in der Rolle der Santuzza
in »Cavalleria rusticana« statt. Sie blieb drei Jahre lang
in Straßburg und war dann 1910-17 am Hoftheater von Karlsruhe, seit
1917 am Opernhaus von Frankfurt a.M. engagiert. Sie trat hier zuerst unter
dem Namen Beatrice Lauer-Kottlar, nachdem sie 1924 den Direktor des Presseamtes
Otto Ernst Sutter geheiratet hatte, als Beatrice Sutter-Kottlar auf und
war bald die eigentliche Primadonna der Frankfurter Oper, zugleich eine
der bedeutendsten lyrisch-dramatischen Sopranistinnen ihrer Generation
im deutschen Sprachraum. Ihr umfassendes Bühnenrepertoire enthielt
an erster Stelle Partien wie die Gräfin in »Figaros Hochzeit«,
die Donna Anna im »Don Giovanni«, die Leonore in Beethovens
»Fidelio«, die Titelfigur in »Alceste« von Gluck,
die Rachel in Halévys »La Juive«, die Selika in »L'Africaine«
von Meyerbeer, die Amelia in Verdis »Maskenball«, die Aida,
die Senta im »Fliegenden Holländer«, die Isolde im »Tristan«,
die Brünnhilde im Nibelungenring und die Marschallin im »Rosenkavalier«
von R. Strauss. Am 1.7.1920 sang sie in der Frankfurter Uraufführung
der Oper »Die ersten Menschen« von Rudi Stephan die Partie
der Hevah. Sie setzte sich immer wieder für die zeitgenössische
Musik ein, kreierte für Frankfurt die Titelrolle in »Jenufa«
von Janácek, und am 11.6.1924 trug sie beim Musikfest des Allgemeinen
Deutschen Musikvereins in Frankfurt unter der Leitung von Hermann Scherchen
drei Szenen aus Alban Bergs Oper »Wozzeck« vor, die erst im
folgenden Jahr zur Uraufführung kam. Sie gab Gastspiele an den Hofopern
von Wien (1908, 1912), Berlin (1909) und München (1911), am Teatro
Colón Buenos Aires (1928 als Isolde, als Brünnhilde und als
Marschallin), an der Covent Garden Oper London und am Teatro Liceo Barcelona
(1928). 1932 mußte sie ihren Vertrag mit der Frankfurter Oper wegen
Krankheit auflösen und zog sich in den badischen Schwarzwald zurück.
Sie verabschiedete sich mit einem Liederabend von ihrem Frankfurter Publikum,
das sie sehr verehrte. Bereits seit den zwanziger Jahren war sie einer
pädagogischen Täitgkeit am Hoch'schen Konservatorium in Frankfurt
nachgegangen.
Es ist nicht zu begreifen, warum von der Stimme dieser berühmten
Sängerin keine einzige Schallplattenaufnahme vorhanden ist.
|