Minna Tube |
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Tube, Minna, Sopran / Mezzosopran, * 05. Juni 1881 Metz, 30. Juli 1964 Gauting; sie war das jüngste Kind eines protestantischen Militäroberpfarrers. Des Berufs des Vaters wegen, machte die Familie Stationen in Metz, Posen, Danzig und Altenburg. Mit elf Jahren wollte sie Malerin werden. Im Alter von neunzehn Jahren verbrachte sie dreizehn Monate in einem Pensionat in Lausanne, Schweiz, wo sie die Bekanntschaft von Margrit von Thüna machte; zu der Freundin durfte sie nach Weimar fahren, um dort das Malen im Damen-Atelier von Professor Frithjof Smith zu lernen. 1900 wandert sie nach München, und setzte ihre Lerntätigkeit bei Heinrich Knirr, später bei Christian Landenberger fort. Im Wintersemester 1902/03 öffnete die Kunstakademie in Weimar die ersten Studienplätze für Frauen, wo sie sich als eine der Ersten einschrieb. Dort lernte sie, zwanzigeinhalbjährig, den zwei jahre jüngeren Max Beckmann kennen. Studienaufenthalte in Amsterdam, dann in Berlin bei Lovis Corinth folgten. 1906 heirateten die Künstler, und nach jahrelangem Machtkampf verbot er ihr kurz vor der Heirat das Malen. Am 31. August 1908 wurde der gemeinsame Sohn Peter geboren. Sie fing dann an, Gesangsunterricht bei Tilly Erlenmeyer in Berlin zu nehmen, und wurde zuerst zur Altistin ausgebildet, später zum Mezzosopran. Am Vorabend des ersten Weltkrieges vertiefte Minna ihr Gesangsstudium und gab in Berlin die ersten Konzerte. Während des Krieges gab sie Wohltätigkeitskonzerte, und nahm später aus Geldmangel ein Engagement in Elberfeld an, wo sie im Oktober 1915 als Venus in "Tannhäuser" unter Hans Knappertsbusch debütierte (der zu ihr später sagte: "sie sei schon engagiert gewesen, als sie das Zimmer betrat"). Sie wechselte dann ins Sopranfach, und sang 1916 die Sieglinde im Ringzyklus. 1916 gastierte sie in Wuppertal als Agathe im"Freischütz". In der Spielzeit 1916/17 erhielt sie ein Engagement am Herzoglichen Hoftheater in Dessau, wo sie als Hochdramatische gefeiert wurde, und sang hier die Isolde in "Tristan und Isolde", die Brünnhilden im "Ring des Nibelungen", wie auch die Leonore in "Fidelio". In der Spielzeit 1917/18 bekam sie ein Engagement ans Neue Stadttheater Chemnitz, und sang dort neben kleinen Rollen wie der Ersten Dame in " Die Zauberflöte", auch die Valentine in Meyerbeers "Die Hugenotten", Ortrud in "Lohengrin", Senta in "Der Fliegende Holländer", Venus in "Tannhäuser", die Brünnhilden, die Leonore in "Fidelio". 1918 ging sie ans Grazer Stadttheater; hier sang sie neben Strauss (Marschallin in "Rosenkavalier"), Verdi, Puccini und Mozart, vor allem die Wagnerpartien. Sie vermochte den Wagner-Weibern einen Hauch von Menschlichkeit und Charme zu geben. Insgesamt sieben Jahre verbrachte sie an der Grazer Oper, wo sie sehr beliebt war. Von 1918 bis 1923 trat sie vor allem zusammen mit dem Heldentenor Alois Hadwiger und der Altistin Lydia Kindermann auf, und sang oft unter dem Stab von Karl Böhm und Clemens Krauss. Hier sang sie auch die Venus an der Seite von Leo Slezak als "Tannhäuser". Während der Nachkriegsjahre griff sie zum Pinsel und malte wieder. Das Ehepaar hatte sich auseinander gelebt, lies sich schliesslich anfang des Jahres 1925 scheiden (damit Beckmann Quappi von Kaulbach heiraten könnte), aber blieben in engverbundenem brieflichen Kontakt bis zu Beckmanns Tod. Als Beckmann sie verließ, brachte die Sängerin keinen Ton mehr heraus; sie hat nie wieder gesungen. Noch im Sommer dieses Jahres quittierte sie ihr Engagement in Graz. Sie kehrte nach Berlin zurück, zur früheren gemeinsamen Wohnung in Hermsdorf (deren Architektur sie 1906 entwarf), die ihr nach der Scheidung zugesprochen wurde. Dort lebte sie noch einmal fast zwanzig Jahre, wo sie malte, Schrieb Briefe und ging spazieren. Die zweite Hälfte ihres Lebens verging in aller Stille. Im Februar 1945 floh sie aus Furcht vor den Russen nach Gauting in Oberbayern zu ihrem Sohn Peter, der inzwischen dort als Arzt tätig war. Als sie ihre frühere Wohnung wieder besuchte, war ihr Frühwerk verloren und viele der Briefe, die Beckmann ihr über fast vierzig Jahre geschrieben hat, waren verschwunden. Ein paar Monate nach dem Tode des Malers gründete sie zusammen mit Freunden eine "Max Beckmann Gesellschaft", die über dreißig Jahre existierte. Sie kämpfte bis zu ihrem Lebensende für die Anerkennung und Erforschung seiner Kunst, zum Teil auch an der Seite von Beckmanns zweiter Frau Quappi. Leider hat die Künstlerin keine Aufnahme ihrer Stimme hinterlassen.
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