Gall, Yvonne, Sopran, * 6.3.1885 Paris, 21.8.1972 Paris;
sie studierte am Conservatoire National Paris bei Dubulle. Der Direktor
der Grand Opéra Paris Pierre Gailhard berief sie, kurz bevor er
von der Direktion des Hauses zurücktrat, (als letzte von vielen bedeutenden
Sängerpersönlichkeiten während seiner Amtsführung)
an dieses Opernhaus. Sie debütierte dort 1908 in der französischen
Erstaufführung der »Götterdämmerung« als Woglinde
und sang diese auch 1909 in der Premiere des »Rheingolds«.
Im gleichen Jahr sang sie dort sehr erfolgreich die Mathilde in Rossinis
»Wilhelm Tell«. Sie wurde bald eine der großen Primadonnen
der französischen Metropole und trat sowohl an der Grand Opéra
(wo sie bis 1936 auftrat) als auch seit 1921 an der Opéra-Comique
auf. An der Grand Opéra gestaltete sie die Tatjana in der dortigen
Premiere des »Eugen Onegin« und wirkte 1914 in der Uraufführung
der Oper »Scémo« von Alfred Bachelet mit. Am 10.5.1922
kreierte sie an der Opéra-Comique in der Uraufführung von
»Les noces corinthiennes« von Henri Busser die Partie der
Daphné, am 24.4.1931 wirkte sie dort in der Uraufführung von
Albéric Magnards »Guercoeur« mit. 1923 nahm sie an
der Oper von Monte Carlo an der Uraufführung von Raoul Gunsbourgs
Oper »Lysistrata« teil. 1918-20 trat sie an der Oper von Chicago,
1927-29 an der Sommer- Oper von Ravinia bei Chicago auf. Mit dem Ensemble
der Oper von Chicago sang sie 1920 in der amerikanischen Erstaufführung
von Ravels »L'Heure espagnole« in New York die Concepcion,
1919 in Chicago in der Premiere von »Le Chemineau« von Xavier
Leroux. Gastspiele brachten der Künstlerin an den großen Bühnen
in Frankreich, Italien und Belgien bedeutende Erfolge; Konzertreisen in
Europa und in Nordamerika.Weitere Gastspiele am Théâtre de
la Monnaie Brüssel (1924, 1933-35), an der Oper von Rio de Janeiro
(1926 als Monna Vanna in der gleichnamigen Oper von Février und
als Louise von Charpentier), an der Staatsoper Wien (1928), in Stockholm
und in Spanien. An der Mailänder Scala sang sie 1925 die Marguerite
im »Faust« von Gounod. Sie gastierte 1924 an der Covent Garden
Oper London als Tosca, 1931 in San Francisco, 1935 beim Maggio musicale
von Florenz in »Castor et Pollux« von Rameau als Phébe.
1934 sang sie an der Grand Opéra die Marguerite im »Faust«
in der dortigen 2000. Aufführung der bekannten Oper von Gounod. Auch
an der Scala in Mailand trat sie als Gast auf. Neben ihrem Wirken auf
der Bühne hatte sie eine große Karriere im Konzertsaal; so
kreierte sie 1906 in Paris das Werk »Psaume XLVII« von Florent
Schmitt. Sie erhielt nach Beendigung ihrer Karriere eine Professur am
Conservatoire National in Paris. Verheiratet mit dem Komponisten und Direktor
der Pariser Grand Opera Henri Busser (1872-1973). - Brillant geführte,
in Ihrem Ausdruck nuancenreiche Sopranstimme, vor allem im französischen
Repertoire ausgezeichnet.
Schallplatten auf Pathé (vollständige Oper »Roméo
et Juliette« von Gounod) und auf Columbia.