Kurt, Melanie, Sopran, * 8.1.1880 Wien, 11.3.1941 New York; sie
studierte zuerst Klavierspiel bei Theodor Leschetitzky in Wien, dann Gesang
bei Fanny Müller und schließlich bei Marie Lehmann in Berlin.
Nachdem sie in den Jahren 1897-1900 als Pianistin aufgetreten war und Klavierkonzerte
gegeben hatte, debütierte sie 1902 am Stadttheater von Lübeck
als Elisabeth im »Tannhäuser«. Sie blieb bis 1903 in Lübeck
und sang dann 1903-04 am Opernhaus von Leipzig, 1904-06 studierte sie weiter
in Berlin und war dann 1906-10 am Hoftheater von Braunschweig, 1910-13 an
der Hofoper Berlin, 1913-15 an der Deutschen Oper Berlin tätig. Hier
hatte sie ihren ersten großen Erfolg als Donna Anna im »Don
Giovanni« und sang dann dort Partien wie die Aida, die Amelia in Verdis
»Maskenball«, die Titelheldin in Glucks »Iphigenie in
Aulis«, die Leonore im »Fidelio«, die Sieglinde und die
Brünnhilde im Nibelungenring. 1911 sang sie an der Berliner Hofoper
die Titelrolle in der deutschen Erstaufführung der Oper »Maia«
von Leoncavallo. Sie wirkte in der Berliner Premiere der Oper »Der
Traum« von Joseph Gustav Mraczek mit (1912). Am Deutschen Opernhaus
Berlin-Charlottenburg, wo sie 1912-15 wirkte, sang sie 1914 die Kundry in
der Premiere des »Parsifal« und war besonders erfolgreich als
Rachel in Halévys »La Juive«. Beim Salzburger Mozart-Fest
von 1910 übernahm sie die Partie der 1. Dame in der »Zauberflöte«.
Sie wurde durch ihre Gastspiele international bekannt. An der Metropolitan
Oper New York debütierte sie 1914 als Brünnhilde in der »Walküre«,
und gehörte 1914-17 dem Ensemble dieses Hauses an, wo sie auch als
Isolde im »Tristan« (49mal), als Kundry im »Parsifal«,
als Sieglinde in der »Walküre«, als Elisabeth im »Tannhäuser«
und als Valentine in den »Hugenotten« von Meyerbeer auftrat,
wie auch als Pamina in der »Zauberflöte«, als Amelia in
Verdis »Ballo in maschera«, als Leonore im »Fidelio«,
als Iphigénie in Glucks »Iphigénie en Aulide«
(1916 in der amerikanischen Erstaufführung dieser Oper), als Santuzza
in »Cavalleria rusticana« und als Marschallin im »Rosenkavalier«.
Als die USA 1916 in den Ersten Weltkrieg eintraten, mußte sie ihr
Engagement an der Metropolitan Oper aufgeben und blieb während der
folgenden Jahre untätig in Amerika. Erst 1919 kam sie wieder nach Europa
zurück, und war jetzt 1921-23 an der Berliner Staatsoper, 1923-25 an
der Großen Berliner Volksoper, schließlich 1926-27 am Opernhaus
von Leipzig engagiert. Sie gastierte an der Covent Garden Oper London (1910
als Sieglinde wie als Brünnhilde in der »Walküre«,
1914 als Kundry und als Sieglinde), an den Staatsopern von Stuttgart (1919)
und Dresden (1920), an der Oper von Oslo (1920 in der norwegischen Erstaufführung
der »Walküre«), bei den Festspielen von Zoppot (1922 als
Brünnhilde im »Siegfried«), an den Staatsopern von Budapest
und München. Danach arbeitete sie in Berlin, später in Wien im
pädagogischen Bereich. 1923-24 sang sie an der Großen Berliner
Volksoper die Titelpartie in »Rodelinda« von Händel. 1938
mußte sie als Jüdin Österreich verlassen und emigrierte
in die USA. Dort erteilte sie in New York Gesangunterricht.
Schallplatten: Älteste Aufnahmen auf Columbia, auf Parlophon bereits
1911, dann auf HMV (Berlin, 1908-14), Beka, amerikan. Columbia (1917),
Polydor (Szenen aus dem »Fliegenden Holländer« mit Friedrich
Schorr), Homochord (Berlin, 1923) und Parlophon (1924-25).
"[Melanie] Kurt besaß eine prachtvoll
timbrierte, dunkle, vibrierende, dramatische Stimme mit einer glanzvoll
strahlenden Höhe, die manchmal, wie bei Lilli Lehmann, relativ eng
und schwingungsarm gebildet wurde (eine typisch deutsche technische Eigenheit).
(...) Mit seraphischer Schönheit' (so Robin Holloway in Opera
on Record) singt sie auch Isoldes Liebestod, leider wegen der Spielzeit
der Platte zu rasch, so daß die Musik ihre sehrende Glut nicht entfalten
kann. (...) Und dennoch: Der Vortrag hat Spannung, Autorität, Dramatik.
Eine wundervolle Stimme und eine zentrale Sängerin" (Jürgen
Kesting, 1993, S. 245-6)
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