Russ, Giannina, Sopran, * 27.3.1873 Lodi, 28.2.1951 Mailand;
sie studierte anfänglich am Mailänder Konservatorium Klavierspiel
bei Fumagalli, dann Gesang bei Alberto Leoni und Giacosa. 1903 sang sie
in Neapel in einer Mattinata zusammen mit dem berühmetn Tenor Francesco
Tamagno. Bühnendebüt ebenfalls 1903 am Teatro Comunale Bologna
als Mimi in Puccinis »La Bohème«. Noch im gleichen Jahr
sang sie an der Mailänder Scala. 1904 bewunderte man sie in Paris als
Partnerin von Adelina Patti und Francesco Tamagno, 1904 auch an der Covent
Garden Oper London zu Gast. In der Saison 1904-05 sang sie an der Oper von
Monte Carlo zusammen mit Enrico Caruso. Gastspiele an den ersten Operntheatern
in aller Welt kennzeichneten ihre weitere Karriere.In Italien sang sie bis
1918 oftmals an der Mailänder Scala, aber auch am Teatro Costanzi von
Rom. 1909 nahm sie am Teatro Regio Turin an der Uraufführung der Oper
»Hellera« von I. Montemezzi in der Titelrolle teil. 1913 hatte
sie einen besonderen Erfolg, als sie am Teatro Regio in Parma bei den Verdi-Jahrhundertfeiern
die Abigaille im »Nabucco« sang, wie sie denn überhaupt
als große Verdi-Interpretin galt. Sie gastierte in London und Paris,
an den Hofopern von St. Petersburg und Wien (1908), am Teatro San Carlos
von Lissabon, am Stadttheater von Zürich (1920 als Aida und als Gioconda)
und an der Oper von Athen. 1908 trat sie erfolgreich am Manhattan Opera
House New York auf. Besonders beliebt war sie in Südamerika, wo sie
regelmäßig am Teatro Colón von Buenos Aires und an anderen
großen Bühnen erschien. Aus ihrem sehr umfangreichen Repertoire
für die Bühne sind die Elvira in »Ernani« und die
Amelia in »Un Ballo in maschera« von Verdi, die Leonore im »Troubadour«
wie in »La forza del destino«, die Elisabetta im »Don
Carlos« und die Lida in »La battaglia di Legnano« von
Verdi, die Paolina in »Poliuto« von Donizetti, die Marguerite
im »Faust« von Gounod wie in »La damnation de Faust«
von Berlioz, die Rezia im »Oberon« von Weber, die Mathilde in
Rossinis »Wilhelm Tell«, die Gräfin in »Nozze di
Figaro«, die Titelrollen in »Loreley« und »La Wally«
von Catalani, die Norma (eine ihrer größten Kreationen), die
Santuzza in »Cavalleria rusticana«, die Giulia in »La
Vestale« von Spontini und die Selika in »L'Africaine«
von Meyerbeer nachzutragen. 1918 beendete sie ihre Karriere, nachdem sie
nochmals an der Mailänder Scala in Rossinis »Mosè in Egitto«
aufgetreten war. Sie lebte als Pädagogin in Mailand. Ihren Lebensabend
verbrachte sie in der von Verdi gegründeten Casa di riposo in Mailand.
- Große dramatische Sopranstimme, deren Ausdruckskraft sich zu erregender
Leidenschaftlichkeit steigern konnte.
Von ihr sind schöne Aufnahmen auf G & T (Mailand, 1903-04),
auf Fonotipia (Mailand, 1905-09) und auf Columbia vorhanden.
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