Giuseppe Borgatti


Borgatti, Giuseppe, Tenor, * 17.3.1871 Cento (bei Bologna), † 18.10.1950
in seiner Villa in Reno am Lago Maggiore. Seine Stimme wurde entdeckt, während er als Maurer arbeitete. Studium am Konservatorium von Bologna, bei Alessandro Busi und bei der Pädagogin Elena Cuccoli, die er später heiratete. 1893 Debüt am Stadttheater von Castelfranco Veneto als Titelheld im »Faust« von Gounod. Er sang zwei Jahre hindurch hauptsächlich in der italienischen Provinz, gastierte 1894 am Teatro Dal Verme Mailand sowie am Teatro Regio Turin als Lohengrin und war 1894-95 in Spanien und an der Oper von St. Petersburg erfolgreich, 1898 am Teatro de la Opera Buenos Aires (Südamerika-Debüt als Edgardo in »Lucia di Lammermorr« und als Herzog im »Rigoletto«). 1896 sang er erstmalig an der Mailänder Scala, und zwar am 28.3.1896 in der Uraufführung von Giordanos »Andrea Chénier« die Titelpartie. Er übernahm die Partie kurzfristig, nachdem der dafür vorgesehene Tenor Alfonso Garulli diese zehn Tage vor der Premiere zurückreichte. Seitdem war er ständig an der Scala tätig; er galt dort als der Lieblingssänger des großen Dirigenten Arturo Toscanini. 1899 sang er an der Scala den Siegfried in der Erstaufführung von Wagners »Siegfried« (in Anwesenheit von Cosima Wagner und des berühmten Wagner-Dirigenten Hans Richter), 1900 den Cavaradossi in der Premiere von Puccinis »Tosca«. 1899 wirkte er am Teatro Argentina in Rom in der Uraufführung der Oper »Tartini o il trillo del Diavolo« von Stanislao Falchi (in der Titelrolle) mit, 1905 am Teatro Comunale Bologna in der Uraufführung von Vittorio Gnecchis »Cassandra«, 1910 am gleichen Theater in der von Ottorino Respighis Oper »Semirama« (als Merodach). Er wurde in der Folge der bedeutendste italienische Wagner-Tenor seiner Zeit. 1900 sang er an der Scala den Tristan, 1903 den Loge im »Rheingold« und den Parsifal in einer konzertanten Aufführung des 3. Aktes dieser Wagner-Oper, 1906 den Herodes in der italienischen Erstaufführung der Richard Strauss-Oper »Salome«. Man lud ihn sogar ein, bei den Bayreuther Festspielen mitzuwirken (allerdings kam kein Auftritt dort zustande). 1903 war er am Opernhaus von Kairo und in Alessandria zu Gast. Am Teatro Costanzi in Rom trat er 1899 als Osaka in Mascagnis »Iris«, 1902 und 1906 als Loge auf. Er war ständig an den führenden italienischen Opernhäusern anzutreffen: am Teatro Comunale Bologna sang er 1905 die Titelrolle im »Siegfried«, 1906 den Loge, 1907 den Tristan, 1909 den Siegfried in der »Götterdämmerung«, 1914 den Parsifal in der dortigen Premiere dieser Oper, am Teatro Carlo Felice Genua 1908 den Tristan, am Teatro San Carlo Neapel bereits 1897 die Titelpartie in der dortigen Premiere von Giordanos »Andrea Chénier«, 1907 den Tristan, 1908 den Siegfried in der »Götterdämmerung« und 1912 den Loge im »Rheingold« in den Premieren dieser drei Wagner-Opern. Sehr beliebt war er in Südamerika, vor allem in Buenos Aires. Aus seinem Repertoire für die Bühne sind ergänzend der Max im »Freischütz«, der Alfredo in »La Traviata«, der Faust in »Mefostofele« von Boito, der Werther von Massenet, der Loris in »Fedora« von Giordano, der Sinodal im »Dämon« von Rubinstein, der Pollione in »Norma«, der Tannhäuser, der Walther von Stolzing in den »Meistersingern«, der José in »Carmen« und der Titelheld in »Fra Diavolo« von Auber zu nennen. Bereits 1900 zeigten sich erste Sehstörungen bei dem Sänger; 1913 erblindete er plötzlich auf der Bühne der Scala während einer »Tristan«-Probe. Das Sehvermögen stellte sich nur zu einem Bruchteil wieder her. Seitdem sang er noch, seit 1925 total erblindet, bis 1928 im Konzertsaal und war in Mailand als Pädagoge tätig Seine Gattin und ehemalige Lehrerin Elena Borgatti-Cuccoli starb bereits 1915; seine Tochter Renata Borgatti (1894-1964) wurde eine bekannte Pianistin. Er veröffentlichte eine Autobiographie unter dem Titel »La mia vita d'artista« (1927). Die Geburtsstadt des Künstlers Cento benannte ihr Theater nach ihm als Teatro Borgatti. Ein Bruder des berühmten Tenors, Riccardo Borgatti, war lange Jahre als erster Tenor im Chor der Mailänder Scala tätig. Er trat gelegentlich an kleineren italienischen Bühnen in großen Partien auf; er lebte später in seiner Geburtsstadt Cento.

Schallplatten auf Fonotipia (Mailand, 1905), Pathé (sehr selten); 1928 wurde eine elektrische Aufnahme von seiner Stimme auf Columbia gemacht.

Lit.: Borgatti, G.: "La mia vita d'artista - Ricordi e aneddoti" Bologna, 1927

 


GALLERY
as Tristan
as Siegfried "Siegfried"
as Siegfried "Götterd." Scala 1899
as Parsifal
as Parsifal
as Loge with De Lucca "Rheingold"
as duke of Mantua "Rigoletto"
as Andrea Chenier Scala
Portrait
Portrait
Portrait
Portrait
Portrait
Portrait (drawing)
Portrait
Portrait with her Buste