Carl Burrian


Burrian, Carl, Tenor, * 12.1.1870 Rousinow bei Rakovnik (Böhmen), † 25.9.1924 Senomaty bei Prag; ursprünglich wollte er Jurist werden, seine Stimme fiel an der Prager Universität auf und wurde durch Franz Pivoda in Prag und durch Felix von Kraus in München ausgebildet. Er debütierte 1891 am Stadttheater von Brünn (Brno) als Hans in der »Verkauften Braut« von Smetana und sang dort anschließend den Manrico im »Troubadour«. Er war 1892-93 am Stadttheater von Reval, 1893-94 am Stadttheater von Aachen (wo er 1893 in der Uraufführung von Leo Blechs Oper »Aglaja« mitwirkte), 1894-96 am Opernhaus von Köln, 1896-98 am Hoftheater von Hannover und 1898-1901 am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg, 1901-02 am Opernhaus von Budapest engagiert. 1895 trat er am Kölner Opernhaus in der Uraufführung der Oper »Sjula« von Karl von Kaskel, 1896 in der von »Elsi, die seltsame Magd« von Arnold Mendelssohn auf. 1898-99 gastierte er an der Berliner Hofoper, 1903-06 an der Hofoper von München, 1900 am Opernhaus von Zagreb (Agram), 1906 am Theater von Graz, 1903 und 1914 an der Stuttgarter Hofoper. 1902 wurde er als Nachfolger von Georg Anthes an die Dresdner Hofoper berufen. Hier vor allem als großer Wagner-Interpret gefeiert; er sang am 9.12.1905 in der Dresdner Uraufführung der Oper »Salome« von Richard Strauss den Herodes, wobei er eine unvergeßliche Charakterstudie dieser Partie lieferte. 1902 übernahm er in Dresden in der deutschen Erstaufführung von Puccinis »Tosca« den Cavaradossi, 1906-13 wirkte er an der Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Tannhäuser). 1907 sang er dort den Herodes in der amerikanischen Erstaufführung von »Salome« insgesamt ist er an der Metropolitan Oper 96mal in zehn verschiedenen Partien (an deren New Yorker Haus) aufgetreten. Er sang bei den Bayreuther Festspielen 1908 den Parsifal. 1910 Gastspiel an der Grand Opéra Paris als Tristan. Bis zum Jahre 1911 blieb er Mitglied der Dresdner Hofoper. Er war sehr erfolgreich bei Gastspielen an der Hofoper von Wien, deren Mitglied er in den Jahren 1912-14 war und am Stadttheater von Zürich, wo er 1904, 1909 und 1914-15 gastweise auftrat. Seit 1904 gastierte er an der Covent Garden Oper London, letztmalig trat er dort 1914 als Tristan und als Parsifal auf, 1907 war er am Théâtre de la Monnaie in Brüssel als Tristan, am Théâtre Châtelet in Paris als Herodes in »Salome« zu hören. 1911-12 unternahm er eine große USA-Tournee mit Auftritten in Chicago, Philadelphia und Boston. 1914-15 kam es zu Auftritten an Theatern in Böhmen, u.a. in Pilsen, Brünn, Olmütz und am Deutschen Theater Prag. 1918-19 sang er einige Male am Tschechischen Nationaltheater in Prag, wurde dort aber trotz aller Bemühungen nicht ins Engagement genommen. 1920 brach bei ihm eine schwere diabetische Erkrankung aus, doch gastierte er 1922 nochmals am Prager Nationaltheater und 1923-24 an der Oper von Budapest. Eine Konzerttournee, die er zusammen mit seinem Bruder Emil Burrian 1924 durch die CSR unternahm, bezeichnete das Ende seiner Sänngerlaufbahn. Er lebte dann, krank und zurückgezogen, zuerst in Bratislava, zuletzt in Prag. Er war verheiratet mit der Sopranistin Franziska Burrian-Jelinek (1865-1937, eigentlich Frantiska Jelinková), die mit ihm zusammen in Dresden engagiert war. Sein jüngerer Bruder Emil Burrian (1876-1926) wirkte als Bariton in den Jahren 1906-26 an der Nationaloper Prag, wo er eine große Karriere hatte.

Eine der bedeutendsten Heldentenorstimmen seiner Zeit, erfüllt von leidenschaftlicher Dramatik und tiefer Musikalität, unerreicht als Tristan. Dazu auf der Bühne als großer Darsteller ausgezeichnet. Partien aus seinem Repertoire für die Bühne waren u.a. der Dalibor in der Oper gleichen Namens von Smetana, der Lukas in »Hubicka« (»Der Kuß«) vom gleichen Komponisten, der Faust von Gounod, der Johann von Leiden im »Propheten« von Meyerbeer, der Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas, der Titelheld in »Benvenuto Cellini« von Berlioz, der Masaniello in »La Muette de Portici« von Auber, die Titelrolle in dessen Oper »Fra Diavolo«, der Werther von Massenet, der Don Ottavio im »Don Giovanni«, der Matthias im »Evangelimann« von W. Kienzl, der Arnoldo in Rossinis »Wilhelm Tell«, der Radames in »Aida«, der Riccardo im »Maskenball« von Verdi, der Turiddu in »Cavalleria rusticana«, der des Grieux in »Manon« von Massenet und der Canio im »Bajazzo«. - (Sein Vorname wird auch Karl, Karel und sein Nachname auch Burian geschrieben. Der Künstler selber schrieb seinen Vornamen stets Carl, nicht Karl oder Karel, den Familiennamen fast immer Burrian, sehr selten Burian).

Lit: J. Bartos: »Karel Burian« (Prag, 1934); E.F. Burian: »Karel Burian« (Prag, 1948).

Älteste Aufnahmen auf G & T (Dresden, 1906) weitere auf HMV und Pathé, eine Platte auf Parlophon.

 

 

 
GALLERY
as Tristan (Collection G&K)
as Tristan Dresden
as Tristan Dresden 1914
as Tristan Dresden 1914
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as Siegfried "Götterd." Dresden
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as Parsifal Bayreuth 1908 (Collection G&K)
as Parsifal Bayreuth 1908
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as Werther
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as Dalibor 1899
as Dalibor 1899
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as Herodes "Salome" [world premiere] Dresden Dez. 1905
in Fra Diavolo
Portrait
Portrait
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Portrait (Collection G&K)
Portrait
Portrait (Collection G&K)