Dijck, Ernest van, Tenor, * 2.4.1861 Antwerpen, † 31.8.1923 Berlaar (Belgien); eigentlicher Name Ernest-Marie-Hubert van Dijck (oft auch van Dyck geschrieben). Er war der Sohn eines Antwerpener Fabrikanten. Nach anfänglichem Jurastudium an den Universitäten von Löwen und Brüssel war er als Journalist in Paris tätig. Dort studierte er Gesang bei St. Yves Bax und bei den Komponisten Massenet und Chabrier. Konzertdebüt 1883 in Paris in der Kantate »Le Gladiateur« von Vidal. Er sang dort auch die Titelrolle in »La Damnation de Faust« von Berlioz und den Tristan in einer konzertanten Aufführung des ersten Aktes dieser Wagner-Oper. Nach ersten Erfolgen in den Lamoureux-Konzerten in Paris erfolgte 1884 in Antwerpen sein Debüt auf der Bühne. 1887 sang er am Eden Theater in Paris in der französischen Premiere (nach einer voraufgegangenen ersten Aufführung in französischer Sprache 1870 in Brüssel) des »Lohengrin« die Titelpartie. Er studierte den Wagnerstil bei Felix Mottl in Karlsruhe und hatte 1888 als Parsifal bei den Bayreuther Festspielen großen Erfolg. Bis 1901 sang er ständig diese Rolle in Bayreuth, 1894 auch den Lohengrin, 1911-12 nochmals den Parsifal. 1888 folgte der Künstler einem Ruf an die Wiener Hofoper, wo er mit glänzenden Erfolgen bis 1898 auftrat. An der Wiener Hofoper sang er am 16.2.1892 die Titelpartie in der Uraufführung von Massenets »Werther«. Er wirkte in den Wiener Premieren von Massenets »Manon« (1890 als des Grieux), des »Bajazzo« (1893 als Canio) und des »Evangelimanns« von W. Kienzl (1896) mit. Regelmäßige Gastspiele führten den Sänger nach Paris und Antwerpen. Für Paris kreierte er mehrere Wagner-Partien: 1892 den Siegmund in der »Walküre«, 1908 den Siegfried in der »Götterdämmerung«. In der Wiederaufführung des »Tannhäuser« an der Grand Opéra nach dem Debakel der Premiere von 1861 hatte er 1895 in der Titelpartie einen glänzenden Erfolg. 1897 gastierte er an der Oper von Monte Carlo in der Uraufführung der Oper »Moïna« von Isidore de Lara (mit Gemma Bellincioni als Partnerin). Seit 1891 ständige Gastspiele an der Londoner Covent Garden Oper. 1907 leitete er dort als Manager eine deutsche Wintersaison. 1898-1902 Mitglied der Metropolitan Oper New York, wo er als Antrittsrolle den Tannhäuser sang. Hier hörte man ihn allein 24mal als Lohengrin, 23mal als Tannhäuser, 10mal als Tristan und 40mal als Siegmund. 1894 gastierte er an der Hofoper von St. Petersburg als Werther und als Lohengrin, 1897 als des Grieux in »Manon« und als Tannhäuser, 1902 in Moskau als Siegmund, 1909 in Budapest als Tristan und als Siegfried, 1898 an der Oper von Bukarest als Ernani von Verdi, 1905 in Prag als Werther, 1910 in Marseille als Siegmund. Seit 1906 Professor an den Konservatorien von Brüssel und Antwerpen. Noch 1914 sang er in Antwerpen den Parsifal, an der Oper von Nizza den Loge im »Rheingold«. Er begründete die Nouveaux Concerts in Antwerpen. Er war seit 1886 verheiratet mit Augusta Servais, einer Schwester des belgischen Komponisten und Dirigenten Franz Servais. - Seine Tochter Isolde van Dyck (* 1889 Bayreuth) wurde als Konzertsängerin bekannt und trat als solche in Brüssel (1927), Antwerpen und Köln wie auch 1933 bei den Festspielen von Salzburg (Sopransolo in der f-moll-Messe von A. Bruckner) auf. Sie sang auf Schallplatten der Marke Columbia. - Ernest van Dack war eine der großen Sängerpersönlichkeiten seiner Epoche, sowohl im Wagner-Repertoire als auch in der französischen Opernliteratur allgemein bewundert.
Lit.: H. de Curzon: »Une gloire belge de l'art lyrique; Ernest van Dyck« (Brüssel, 1933).
Von ihm existieren einige seltene Schallplatten (darunter auch Aufnahmen aus Massenets »Werther«) auf Fonotipia (Paris, 1905) und Pathé sowie eine auf Homophone. Der schlechte technische Zustand dieser Aufnahmen läßt aber kaum die wirkliche Schönheit der Stimme erkennen.
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