Iwan Ershov


Ershov, Iwan (Wassiljewitsh), Tenor, * 8.11.1867 (nach dem Gregorianischen Kalender 20. 11.) in dem Dorf Malyj Nesswetay in der Nähe von Nowotscherkassk bei Rostow, † 21.11.1943 Taschkent. Er wuchs in ganz ärmlichen Verhältnissen heran. Seine Stimme wurde zufällig in einer Familie entdeckt, in der seine Mutter als Küchenhilfe arbeitete. Er sang dann in einem Kirchenchor. Gesangstudium seit 1888 in Moskau bei Frau Alexandrowa-Kotschetowa, dann 1888-93 auf Veranlassung des berühmten Komponisten Anton Rubinstein bei Gabel und Paletschek in St. Petersburg. Debüt 1893 in St. Petersburg als Titelheld im »Faust« von Gounod. 1893 ging er zur weiteren Ausbildung bei Cesare Rossi nach Italien. 1894 sang er an italienischen Theatern, u.a. am Teatro Alfieri Turin. 1894-95 war er an der Oper von Charkow engagiert, wo man ihn als Faust, als Romeo, als Raoul in den »Hugenotten« und als Ernani hörte. 1895 folgte er einem Ruf an die Hofoper von St. Petersburg, die nachmalige Leningrader Oper, an der er bis 1929 eine glanzvolle Karriere hatte. Hier sang er u.a. am 29.10.1895 an der Uraufführung der »Oresteya« von Sergej Tanejew (als Orest), am 10.12.1895 in der Uraufführung von »Die Weihnachtsnacht« (»Notsch pered roshdestwom«), nahm am 14.8.1902 er an der Hofoper von St. Petersburg an der Uraufführung der Oper »Servilia« von Rimsky- Korsakow, am 20.2.1907 in der Uraufführung der »Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesh« von Rimsky-Korsakow (als Grischka) teil. (Dabei soll er Rimsky-Korsakow aufgefordert haben, bei seinen Partien mehr auf deren Sangbarkeit zu achten und die Sänger zu konsultieren). Sein breit gefächertes Repertoire - insgesamt 58 große Partien - reichte von heldischen Partien und Wagner-Heroen (Siegfried, Siegmund, Lohengrin, Tannhäuser, Tristan) bis zu den großen Tenor- Partien der russischen Oper (Glinka, Tschaikowsky, Borodin, Rimsky-Korssakow, Prokofieff). Hervorzuheben sind der Manrico im »Troubadour«, der Othello von Verdi, der Radames in »Aida«, der Canio im »Bajazzo«, der Cavaradossi in »Tosca«, der Raoul in den »Hugenotten« von Meyerbeer und der José in »Carmen«. Als glänzender Darsteller wurde er, namentlich im Wagner-Fach, mit Fedor Schaljapin verglichen; man nannte ihn gern »den russischen Tamagno«. 1916-41 unterrichtete er zugleich als Professor am Konservatorium von St. Petersburg-Leningrad und war als Opernproduzent tätig. Neben seinem erfolgreichen Wirken auf der Opernbühne wurde er auch als Konzert- und Liedersänger (»Lieder und Tänze des Todes« von Mussorgsky) gefeiert. 1941 wurde er zum »Doktor der Kunst« ernannt. Während der Belagerung von Leningrad durch die deutschen Armeen im Zweiten Weltkrieg wurde er nach Taschkent evakuiert, wo er starb. Seine sterblichen Überreste fanden 1956 auf dem Alexander Newsky-Friedhof in Leningrad in einem Ehrengrab ihre letzte Ruhestätte. Sein Name wird auch als "Erschow" oder "Ershow", sein Vorname "Ivan" geschrieben.

Lit.: V. Bogdanow-Berezowsky: »Iwan Erschow« (Leningrad, 1951); A.A. Hosenpud: »Iwan Erschoff« (1986), M.O. Iankowsky: »Iwan Wassiljewitsch Erschow« (Leningrad, 1966).

Kraftvoll geführte, große Heldentenorstimme, von der sehr seltene Schallplatten auf G & T (Petersburg, 1903) und auf Columbia (Petersburg 1905) existieren.

 


GALLERY
as Tristan (Collection G&K)
as Tristan (Collection G&K)
as Lohengrin
as Lohengrin
as Tannhäuser
as Tannhäuser
as Tannhäuser
as Siegfried "Siegfried" (caricature)
as Siegfried "Siegfried" (Collection G&K)
as Siegfried "Siegfried" (Collection G&K)
as Siegfried "Siegfried" (Collection G&K)
as Siegfried "Siegfried" (Collection G&K)
as Siegfried "Siegfried"
as Siegmund
as Siegmund
as Siegmund
as Siegmund
as Raoul
as Faust
in "Sadko" (by courtesy of Andrea Suhm)
as Grishka Kuterma 1910
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Portrait
Portrait
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