Paul Franz


Franz, Paul, Tenor, * 30.11.1876 Paris, † 20.4.1950 Paris
; eigentlich François Gauthier. Er wurde zunächst Eisenbahnbeamter. Nachdem das Conservatoire de Paris ihm die Aufnahme verweigerte, ließ er seine Stimme privat bei Louis Delaquerrière in Paris ausbilden. Als die Musikzeitschrift »Musica« 1908 einen Concours für Tenöre ausschrieb, wurde er zwar nur zweiter Preisträger (von dem Sieger hat man nie wieder etwas gehört), erregte aber großes Aufsehen und wurde 1909 sogleich an der Pariser Grand Opéra verpflichtet, an der er als Lohengrin debütierte. (Diese Partie hatte er kurz zuvor bereits in Nantes gesungen). Jetzt folgte eine schnelle Karriere; an der Grand Opéra wurde vor allem als Wagner-Tenor berühmt.1914 sang er dort in der Pariser Premiere des »Parsifal« den Titelhelden. Schwerpunkt seines künstlerischen Wirkens blieb die Grand Opéra, an der er lange Jahre hindurch bis 1938 auftrat. 1921 wirkte er hier in der Uraufführung der Oper »Antar« von Gabriel Dupont mit, 1920 in »La Légende de Saint Christophe« von d'Indy, am 1.6.1923 in der Uraufführung von »Padmâvati« von Roussel, 1921 als Enée in einer Gesamt-Aufführung von »Les Troyens« von Berlioz, der ersten an der Grand Opéra. 1922 hatte er an der Grand Opéra einen besonderen Erfolg als Walther von Stolzing in den »Meistersingern«. Er gastierte an den übrigen großen französischen Opernhäusern, an der Oper von Monte Carlo (1922 und 1923 in der Uraufführung von Raoul Gunsbourgs »Lysistrata«) sowie in Brüssel. An der Mailänder Scala sang er 1910 den Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, ebenfalls 1916 am Teatro Costanzi in Rom. 1910-14 alljährlich auf der Bühne der Covent Garden Oper London zu hören. Hier feierte man ihn namentlich 1910 als Samson in Aufführungen von Saint-Saëns' »Samson et Dalila«, aber auch als Radames in »Aida«, als Raoul in den »Hugenotten« von Meyerbeer, als José in »Carmen« und als Julien in »Louise« von Charpentier. Siegfried Wagner hatte ihn für die Bayreuther Festspiele des Jahres 1915 vorgesehen, doch verhinderte der Ausbruch des Ersten Welkrieges diese Pläne. 1910 war er an der Mailänder Scala zu Gast, 1918 am Teatro Colón Buenos Aires, auch an der Oper von Antwerpen. Nach seinem Abschied von der Bühne Gesanglehrer in Paris, seit 1938 Professor am Conservatoire National, nachdem er zuvor an der Grand Opéra seine Abschiedsvorstellung gegeben hatte. 1937-45 nahm er eine Professur am Conservatoire de Paris wahr. Dort wirkte 1945-63 auch seine Gattin, die Sängerin Marguerite Monsy, im pädagogischen Bereich. Er war auch als Komponist tätig (Ballett »L'Orchestre en liberté«) und übersetzte deutsche Liedtexte von Schubert- und Schumann-Liedern ins Französische. - Groß dimensionierte Tenorstimme voll dramatischer Intensität; als Wagner-Interpret in Frankreich unerreicht geblieben.

Schallplatten: Akustische Aufnahmen auf HMV (seit 1910) und auf Pathé, elektrische auf Columbia und Pathé. 1904 erschienen auf Odeon und Pathé Aufnahmen eines Tenors »F. Gautier de l'Opéra«. Dabei kann es sich jedoch keinesfalls - wie behauptet worden ist - um frühe Aufnahmen von Paul Franz handeln.

 

 


GALLERY
as Tristan Paris 1925
as Tristan
as Siegfried "Götterd." Paris 1925
as Siegmund
as Lohengrin
as Lohengrin (by courtesy of Andrea Suhm)
as Lohengrin
as Lohengrin
as Parsifal Paris 1914
as Parsifal
as Parsifal
as Stolzing
as Antar Paris 1921
as Sigurd
as Samson
as Otello
as Romeo
as Saint Christoph "La Lègende de Saint Christoph" D'Indy Paris 1920
as Julien?
Portrait
Portrait