"Nach der Isolde. 20.Oktober 1906.

So noch nie den Liebestod. Sonst musikalisch, vom leisesten Piano anschwellend. Aber auch die Darstellung: wie sie vor unseren Augen den Körper verliert, sich völlig entleibt und entschwebt. Man glaubt zu hören und zu sehen, wie die Seele fortfliegt (siehe Psyche Rhodos), und dann sinkt der verlassene Körper hin. Fast kaum mehr eine Bewegung. Ganz körperlos. Euthanasie. Die Freude des Freiwerdens durch den Tod.

Vorher sehr verstimmt, sehr ängstlich. Ihr Unglück und ihre Größe ist eben, daß sie keine Rolle jemals mechanisiert, sondern jedesmal wieder, auf der Bühne, alle Aufregungen des Schaffens duchmachen muß. Wir sehen einer Produktion zu, wie bei der Duse. Bei den andern ist das höchstens bei einer Premiere."

 

(Hermann Bahr über die Leistung seiner Frau Anna Bahr-Mildenburg)

( in Gregor, J. 1947 S. 215)