"Schon bei den Proben, aber vor allem bei den Aufführungen, muß der Dirigent stets die absolute Kontrolle über den ganzen ihm unterstellten künstlerischen Apparat - Orchester, Chor und Sänger - ausüben können; er muß dauernd präsent sein; ein Davonschwimmen, ein Versinken, ein ‚ertrinken im All', wie es im Tristan heißt, wirkt sich immer verhängnisvoll aus. Ich kann mich, als wäre es heute gewesen, an eine Vorstellung erinnern, in der die Nilsson und Windgassen im zweiten Tristan, den ich in Bayreuth dirigierte, so unbeschreiblich schön sangen, daß das ganze Orchester und auch mich der Strom der Töne mit fortriß und ich plötzlich das Gefühl hatte: ‚Wenn du jetzt nicht aufpaßt, schwimmst Du davon!' - Nicht auszudenken, was dann aus der Aufführung ohne Kontrolle geworden wäre."

(Karl Böhm, 1973, S. 108-9)