"Ich habe meinen Vater gepflegt und war mit ihm allein in seinem
Sterbezimmer. Tag und Nacht mit einem todkranken Menschen sein Ringen
mit dem Tod mitzuerleben, ist eine sehr schwere Prüfung für
ein achtzehnjähriges Mädchen. Die letzten drei Tage waren
besonders hart. Ich habe aus nächster Nähe den Tod erlebt
und hautnah gespürt, wie er ins Zimmer kam. Ich wurde in diese
vierte Dimension mit hineingezogen, es war ein unbeschreibliches Erlebnis.
Der Tod erschien wie ein Licht im Zimmer. (...) Diese Erfahrung macht
es mir möglich, auf der Bühne Situationen und Menschen zu
verstehen, wie Tristan und Elektra. (...) Diese Erfahrungen haben mir
viel gegeben, eine Stärke, einen Glauben und Verständnis für
Figuren wie Isolde, Elektra und Brünnhilde. Es hilft unendlich
viel, zum Beispiel den Text von Isoldes Liebestod zu verstehen, weil
ich selbst den Tod aus nächster Nähe erlebt habe. Wie Isolde,
habe auch ich diese vierte Dimension erlebt, diese Gestalt, die immer
näher kam, und mein Vater hat sich an das Bett geklammert und wollte
ihn wegschicken. Das Zimmer war mitten in der Nacht wie beleuchtet,
ich befand mich in einer anderen Welt."
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