"Ich habe meinen Vater gepflegt und war mit ihm allein in seinem Sterbezimmer. Tag und Nacht mit einem todkranken Menschen sein Ringen mit dem Tod mitzuerleben, ist eine sehr schwere Prüfung für ein achtzehnjähriges Mädchen. Die letzten drei Tage waren besonders hart. Ich habe aus nächster Nähe den Tod erlebt und hautnah gespürt, wie er ins Zimmer kam. Ich wurde in diese vierte Dimension mit hineingezogen, es war ein unbeschreibliches Erlebnis. Der Tod erschien wie ein Licht im Zimmer. (...) Diese Erfahrung macht es mir möglich, auf der Bühne Situationen und Menschen zu verstehen, wie Tristan und Elektra. (...) Diese Erfahrungen haben mir viel gegeben, eine Stärke, einen Glauben und Verständnis für Figuren wie Isolde, Elektra und Brünnhilde. Es hilft unendlich viel, zum Beispiel den Text von Isoldes Liebestod zu verstehen, weil ich selbst den Tod aus nächster Nähe erlebt habe. Wie Isolde, habe auch ich diese vierte Dimension erlebt, diese Gestalt, die immer näher kam, und mein Vater hat sich an das Bett geklammert und wollte ihn wegschicken. Das Zimmer war mitten in der Nacht wie beleuchtet, ich befand mich in einer anderen Welt."
"Mit den Worten Tristans: Sie hörten das Licht."
"Aber ja. Alle diese Dinge verstehe ich, weil ich es erlebt habe. Ein solcher Satz ist mir sehr verständlich. Auch bei der Elektra oder der Isolde spüre ich dieses Licht (...). Da sieht Isolde Tristan (...) und will zu ihm. (...) Denn der Tod ist nicht etwas Schreckliches, sondern etwas Schönes, es ist die Erlösung und die Möglichkeit, vereint zu sein."


(Jones, Gwyneth und Fabian, Imre ; in " Jahrbuch 1990 - "Opernwelt")