"(Emmy Krüger) sollte Frau Cosima Wagner in ihren eigenen Räumen in Wahnfried sehen dürfen, allerdings ohne deren Wissen, denn die hohe Frau, die damals schon 90 Jahre alt und erblindet war, empfing keinen Besuch mehr außer der nächsten Familie:

‚(...)Siegfried (Wagner), den seine Mutter ‚Fiedi' nannte, hatte das Gespräch langsam auf mich gebracht, erzählte von dem gestrigen Konzert und daß ich es sei, die 1927 die Festspiel-Isolde in Bayreuth sänge. Cosima fragte sofort lebhaft interessiert: ‚wie faßt sie diese Rolle auf? Wie singt sie? Wie ist ihr Spiel?' Nun schilderten mich Siegfried und Daniela (Thode) in tausendfach zu schönen Farben als Frau und Künstlerin, und ich, die wehrlos verlegen und doch so selig dabei saß, konnte in meiner stummen Rolle nichts anderes tun, als mit Händen und Augen abwinken - eine eigenartige Situation! Als Frau Cosima nach Siegfrieds Beschreibung von mir mit einem wunderbar feinen Lächeln meinte: ‚das ist ja wie der Meister sich seine Isolde erträumte' - zog ein wahrer Strom von Glück, Ehrfurcht und seeligem Dank mir durchs Herz, daß ich diese Stunde in Wahnfried erleben durfte!"

(Krüger, Emmy 1940, S. 84)