"Das Festival [Tristan in Orange 1973] fand im Juli statt, und den Musikern war bei den Proben entsprechend heiß. Also beschlossen einige von ihnen, ihre Hemden auszuziehen und mit nackten Oberkörper weiter zu spielen. Das ärgerte Böhm maßlos. Er empfand es als eine zur Schau getragene Mißachtung von Wagners Musik und eine Provokation ihm selbst gegenüber. Dazu kam der starke Wind, der die Notenblätter durcheinanderwirbelte, und manche Musiker machten sich den Spaß, aus den Noten zu spielen, die ihnen der Wind zugeweht hatte. So spielten die Cellisten die Violinstimme und umgekehrt. Das war für Böhm der Gipfel an Zumutung. Er bekam einen seiner gefürchteten Zornanfälle und schrie in nicht ganz korrektem Französisch: ‚Je parti, ich reise ab!'Der Regisseur meinte nun, Berry solle den wütenden Maestro besänftigen, weil er ihn doch schon so lange kenne. Berry ging also zu Böhm. Er wußte aber, daß man mit beschwichtigenden Worten hier nichts erreichen könnte. Statt ihn zu beruhigen, sagte er daher: 'Sie haben vollkommen recht, Herr Professor. Reisen Sie ab, das ist eine Frechheit. Das müssen Sie sich nicht bieten lassen.' Und Böhm, dadurch schlagartig ruhiger, meinte: ‚Naja, ich reise ja wirklich ab. Mein Pult muß auch gerichtet werden, ich sehe so nichts."

(Birnbaum, E. in "W. Berry, die Biogr." Berlin 2001, S. 156)