"Jeder Dirigent, der eine Oper auswendig dirigiert, ist gefährlich und macht einen Sänger nervös. (...) Mit Karajan ist mir ähnliches im zweiten Akt ‚Tristan' passiert. Er dirigierte ihn natürlich auswendig. Plötzlich wußte er nicht mehr, wie es weitergeht. Ich kam aus dem Takt, sang falsch und wollte einen Einsatz von ihm haben. Ab und zu braucht jeder Sänger mal einen Einsatz! Dazu ist der Dirigent doch da, daß er dann dem Sänger hilft. Aber Karajan half mir nicht, wie sollte er auch? Er wußte ja selber nicht mehr, wo er war. Er träumte oft nur vor sich hin, während er dirigierte. Sogar der Souffleur wandte sich völlig irritiert und hilflos nach Karajan um, durch ein kleines Fenster zum Dirigentenpult. Aber das nützte auch nichts."

(Nilsson, Birgit, in Scholz 1999, S. 31)