Charlotte Huhn


Huhn, Charlotte, Alt, * 15.9.1865 Lüneburg, † 15.6.1925 Hamburg
; sie begann 1881 ihr Gesangstudium am Konservatorium von Köln bei Karl Hoppe. Nachdem sie 1885 ihre Studien beendet hatte, trat sie anfänglich als Konzertsängerin auf. 1887 ging sie zur weiteren Vervollkommnung ihrer Ausbildung nach Berlin und studierte hier bei Julius Hey und bei der großen Wagnersängerin Mathilde Mallinger. 1889 debütierte sie dann auf der Bühne der Berliner Kroll-Oper als Titelheld im »Orpheus« von Gluck; der Erfolg war außerordentlich, sodaß ihr sogleich mehrere Engagements angeboten wurden. Sie ging jedoch für drei Spielzeiten an die New Yorker Metropolitan Oper, der sie bis 1891 angehörte. 1889 sang sie dort in der Premiere des »Fliegenden Holländers« die Partie der Mary. 1890 nahm sie an den Gastspielen der Metropolitan Oper in Chicago und Boston teil. 1891 kam sie im Sommer nach Europa und studierte mit Marianne Brandt zusammen in Kärnten mehrere Wagner-Rollen ein, die zu Höhepunkten ihres Bühnenrepertoires wurden. 1891 bewunderte man sie als Konzertsängerin beim Schlesischen Musikfest in Breslau; anschließend nahm sie ein Engagement am Opernhaus von Köln an. Während der folgenden vier Jahre hatte sie dort eine sehr erfolgreiche Karriere. 1895 folgte sie einem Ruf an die Hofoper von Dresden, wo sie 1898 in der Uraufführung der Oper »Kirke«, 1903 in der Uraufführung der Oper »Nausikaa« (beide aus dem Zyklus »Homerische Welt«) von August Bungert mitwirkte. 1902 verließ sie Dresden und war dann noch bis 1906 Mitglied der Hofoper von München. Dort sang die am 27.11.1903 in der Uraufführung von E. Wolf-Ferraris Oper »Le Donne curiose« (in deutscher Übersetzung als »Die neugierigen Frauen«). An der Metropolitan Oper New York sang sie 1889-91 in zwei Spielzeiten 17 Rollen, darunter die Mary im »Fliegenden Holländer« (ihre Antrittsrolle), die Amneris in »Aida«, die Ulrica in Verdis »Ballo in maschera«, die Edvige in Rossinis »Wilhelm Tell«, die Ortrud im »Lohengrin«, die Magdalene in den »Meistersingern«, die Fricka wie die Erda im Ring-Zyklus und die Bostana im »Barbier von Bagdad« von P. Cornelius. Sie gastierte an der Wiener Hofoper (1899 als Orpheus von Gluck und als Brangäne im »Tristan«), an der Hofoper Berlin (1903), am Opernhaus von Köln (ständig bis 1909), am Hoftheater Mannheim (1906), auch in Holland, Schweden, Norwegen, Dänemark, Brasilien (1910) und Argentinien. Sie lebte zuletzt in Hamburg in sehr dürftigen Verhältnissen. Partien aus ihrem Bühnenrepertoire waren auch der Adriano in »Rienzi« von R. Wagner und die Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss; seit etwa 1906 nahm sie auch einige Partien für hochdramatischen Sopran in ihr Repertoire auf, darunter die Leonore im »Fidelio«, die Brünnhilde in der »Walküre« und die Isolde im »Tristan«. Später betätigte sie sich in Hamburg als Gesanglehrerin. Man rühmte die Tonfülle und die Macht ihrer Stimme und schrieb weiter über sie: »...Ihr Gesang bewegt sich stets nur in den Grenzen des Schönen und Maßvollen und ist überall von der gleichen edlen Abgeklärtheit wie ihr durchgeistigter Vortrag«. Aus ihrem Bühnenrepertoire sind zu nennen: die Ortrud im »Lohengrin«, vielleicht ihre bedeutendste Leistung, der Orpheus von Gluck, die Azucena im »Troubadour«, die Fides im »Propheten« von Meyerbeer, die Brangäne im »Tristan«, die Fricka und die Waltraute im Nibelungenring, die Frau Reich in den »Lustigen Weibern von Windsor« von Nicolai, der Orsini in »Lucrezia Borgia« von Donizetti, die Marchesa in dessen »Regimentstochter«, die Hexe in »Hänsel und Gretel« von Humperdinck und die Gräfin im »Wildschütz« von Lortzing. Neben ihrem Wirken auf der Opernbühne entfaltete sie eine gleich erfolgreiche Konzertkarriere.

 


GALLERY
as Brangäne
as Isolde?
as Ortrud 1898
as Orpheus Dresden (collection G&K)
as Azucena
as Fides
as ?
Portrait
Portrait
with Goetze and others "Wagner Company" New York 1890
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