Ernestine Schumann-Heink


Schumann-Heink, Ernestine, Alt, * 15.6.1861 Lieben bei Prag, † 17.11.1936 Hollywood
; eigentlich Ernestine Rössler. Ihr Vater war Major in der österreichischen Armee. Ausbildung durch Mariette von Leclair in Graz. Bereits mit 15 Jahren sang sie in Graz das Alt-Solo in Beethovens 9. Sinfonie. Bühnendebüt 1878 unter dem Namen Tini Rössler an der Hofoper von Dresden als Azucena im »Troubadour«. Weitere Studien in Dresden bei Karl Krebs und Franz Wüllner. 1882 heiratete sie den Sekretär der Dresdner Oper Ernst Heink, von dem sie sich aber später wieder trennte. 1882 kam sie an die Berliner Kroll-Oper, 1883 an die Oper von Hamburg, an der sie 16 Jahre hindurch wirkte. Seit 1892 trat sie in häufigen Gastspielen an der Berliner Hofoper auf, 1902-03 am Deutschen Theater Prag, 1903 auch an der Hofoper von München und am Stadttheater von Zürich. 1892 gastierte sie erstmals sehr erfolgreich an der Covent Garden Oper London in der dortigen Premiere des Ring-Zyklus unter Gustav Mahler als Fricka, Erda und Waltraute sowie als Brangäne im »Tristan«. 1894 heiratete sie in zweiter Ehe den Leiter des Hamburger Thalia-Theaters, Paul Schumann (1859-1904). In den Jahren 1896-1914 bewunderte man bei den Festspielen von Bayreuth ihre Kunst des Wagnergesangs. In Bayreuth brachte sie eine Vielzahl von Wagner-Partien zum Vortrag: die Mary im »Fliegenden Holländer«, die Magdalene in den »Meistersingern«, die Erda, die Waltraute, die Grimgerde, die Siegrune, die erste Norn im Ring-Zyklus und die Stimme aus der Höhe im »Parsifal«. 1897-1900 war sie regelmäßig an der Covent Garden Oper von London zu Gast. 1897 gab sie Konzerte im Amsterdam, 1903 in Paris, 1909 Liederabende in Wien. 1898 trat sie erstmalig in Nordamerika, und zwar in Chicago, auf. 1899 berief man die Künstlerin an die Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Ortrud im »Lohengrin«), und bis 1932 ist sie an diesem Opernhaus aufgetreten In Amerika erreichte ihre Karriere einen neuen Höhepunkt. Sie sang im New Yorker Haus der Metropolitan Oper in 14 Spielzeiten 17 Partien in 157 Vorstellungen, zumeist aus dem Wagner-Repertoire. 1925 hatte sie dort als Erda eine sensationellen Erfolg, der sich 1929 und 1932 (für die damals 70jährige Sängerin) wiederholte. 1911-16 sang sie bei der Chicago Opera. Während des Ersten Weltkrieges gab sie zahlreiche Konzerte vor amerikanischen Soldaten, die sie »Mother Schumann-Heink« nannten. (Einer ihrer Söhne aus erster Ehe diente gleichzeitig bei der deutschen Armee). Gastspiele und Konzerte brachten ihr in den Zentren des internationalen Musiklebens große Triumphe ein. Am 25.1.1909 sang sie an der Dresdner Hofoper in der Uraufführung der Richard-Strauss-Oper »Elektra« die Klytämnestra. 1928 unternahm sie eine sehr erfolgreiche Japan- Tournee. Seit 1905 war sie (in dritter Ehe) mit dem Rechtsanwalt William Rapp in Chicago verheiratet, von dem sie sich jedoch 1914 trennte. (Aus ihren beiden ersten Ehen hatte sie insgesamt 13 Kinder). Bereits 1908 hatte sie die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen. 1932 nahm sie an der Metropolitan Oper als Erda im Ring-Zyklus von der Bühne Abschied. 1929 verlor sie am »Schwarzen Freitag« beim Zusammenbruch des amerikanischen Börsengeschäfts fast ihr gesamtes Vermögen und begann jetzt wieder eine intensive Konzerttätigkeit. 1935 hatte die 74jährige Künstlerin in dem amerikanischen Tonfilm »Here's to Romance« einen unerwarteten großen Erfolg. Zweifellos hätte sie auch noch eine große Karriere beim Film begonnen, doch starb sie im folgenden Jahr. - Ernestine Schumann-Heink war wohl eine der bedeutendsten Altistinnen ihrer Generation. Einmal wurde ihre Stimme durch eine vollendete Gesangstechnik, anderseits durch die bezwingende dramatische Ausdruckskraft ihres Vortrages gekennzeichnet. Ihr unerschöpfliches Bühnenrepertoire umfaßte 150 Partien. Sie erschien auch am New Yorker Broadway in der Comic-Opera »Love's Lottery« (1904) und 1931 als Katisha in der Operette »The Mikado« von Jones.

Schallplatten: Bereits 1898 entstanden zwei Privat- Aufnahmen; später sang sie auf Columbia (1903), auf HMV, hauptsächlich jedoch auf Victor (1905-30, darunter auch noch elektrisch aufgenommene Titel); es existieren auch Mapleson-Zylinder aus der Metropolitan Oper.

:Lit.: M. Lawton: »Schumann-Heink, the Last of The Titans« (1928). J. McPherson: Ernestine Schumann-Heink (in »Record Collector«, 1967-68 und 1971-72).

 

 

GALLERY
as Brangäne
as Ortrud MET 1899
as Ortrud MET 1899
as Ortrud MET 1899
as Ortrud Hamburg 1912
as Erda
as Erda
as Erda Bayreuth 1914 (Collection G&K)
as Erda Bayreuth 1914 (Collection G&K)
as Waltraute Bayreuth (Collection G&K)
as Waltraute Bayreuth
as Waltraute Bayreuth 1914 (Collection G&K)
as Waltraute (Collection G&K)
as Magdalene Bayreuth
as Magdalene (Collection G&K)
as Walkyrie with Gulbranson and others Bayreuth
as Mary Bayreuth 1914 (Collection G&K)
as Mary
as Carmen
as Azucena MET 1909
as ? Hamburg 1892
Promo Grammo- phone
sing the american Hymne Los Angeles
Portrait (Collection G&K)
Portrait
Portrait
Portrait
Portrait
Portrait (Collection G&K)
Portrait (Collection G&K)
Portrait
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