Irma de Spanyi

 

Spanyi, Irma de, Mezzosopran, * ? Pressburg, † ? ?; ihr Name wird auch "von Spányik", "von Spany" und in Italien "de Spagni" und "de Spagny" geschrieben. Sie war die Tochter der Klavierlehrerin Kornelia von Spányik, die mit Klara und Robert Schumann befreundet war. Sie studierte Gesang bei Adele Passy-Cornet, die in der Monarchie Österreich-Ungarn eine angesehene Künstlerin und Pädagogin war. Sie debütierte in Budapest in der Sopranrolle der Agathe im "Freischütz", welche von einer Panne überbeschattet wurde (nach ihrer grossen Arie musste sie die Tür für Max öffnen, welche aber nicht aufging: es war die Ofentür!). Als blutjunge Anfängerin sang sie die Titelrolle in "Die Königin von Saba" von Goldmark, neben der Sulamith von Marie Wilt, und die Ortrud in "Lohengrin" von Richard Wagner neben der Elsa der gleichen Sängerin. Später sang sie die Hauptrolle in "Jean de Nivelle" von Leo Delibes in der Premiere dieser Oper in Budapest, wo sie die Bekanntschaft des Komponisten machte, und dessen Freundschaft sie genoss. Sie sang in einer von ihrer Gesangslehrerin organisierten Matinee zur Ehrung von Franz Liszt zwei Lieder des Meisters, den sie bei dieser Gelegenheit kennen lernte. Danach startete sie eine sehr erfolgreiche internationale Karriere, die sie nach England, Frankreich, Österreich, Italien, Deutschland, Tschechien, Rumänien und Russland führte. In England sang sie zuerst in Covent Garden u.a. die Rolle des Pagen Urban in "Die Hugenotten". Während dieser Zeit machte sie die Bekanntschaft von Francesco Paolo Tosti, mit dem sie oft zusammen musizierte, von ihm am Klavier begleitet. Nach Schluss der Saison 1874 erhielt sie einen Ruf an das Drury-Lane Teather, wo sie neben Jean de Reszke (noch als Bariton) grosse Erfolge feierte. In Italien sang sie in Genua die Eboli in "Don Carlos" von G. Verdi, wo sie die Bekanntschaft des Komponisten machte. 1888 sang sie unter Giuseppe Martucci die Brangäne in "Tristan und Isolde" von R. Wagner in der italienischen Premiere dieser Oper in Bologna. Im Teatro San Carlo in Neapel sprang sie ein, und sang die Ortrud ohne Probe. Weitere Gastspiele führten sie nach Turin, wo sie im Teatro Reggio wieder die Brangäne unter Toscanini sang, und wo sie auch als Dalila in "Samson und Dalila" von Saint-Saëns einpringen musste, und die Rolle binnen weniger Stunden einstudierte und sie am Abend bühnenreif sang! Im Teatro Comunale di Parma sang sie die Ortrud unter Botessini. In Russland war sie in Sankt Petersburg mit einer italienischen Truppe an das Théatre Panaieff engagiert, wo sie neben Angelo Masini die Leonora in Donizettis "La Favorita" sang. In Moskau musste sie die Rolle der Adalgisa in "Norma" von Bellini lernen, da eine geplatzte Aufführung durch dieses Werk ersetzt wurde. In Moskau kam es auch zu Differenzen zwischen ihr und dem "Divo" der Truppe, Masini,der später ernsthaft krank wurde und in allen Rollen von dem Tenor Nikolai Figner ersetzt wurde; nach heftigen Diskussionen gelang es den beiden, sich wieder zu versöhnen und das Gastspiel mit Erfolg zu beenden. In Bukarest sang sie die Azucena in "Trovatore" von Verdi neben Toni Schläger, in der Anwesenheit der Köningin Carmen Sylva und ihres Hofes; die beiden Künstlerinnen wurden von der Königin zu einem Empfang eingeladen, und dabei sang sie französische und italienische Lieder. In Frankreich wurde sie zuerst in Paris engagiert, wo sie 1899 im Nouveau Théatre die Brangäne unter Charles Lamoureux sang (der Dirigent starb kurz nach der letzten Aufführung). In Versailles sang sie die Dalila neben dem Samson von Charles Rousselière; sie wurde von Saint-Saëns selber für die weibliche Hauptrolle ausgewählt. In Rouen trat sie in der Hauptrolle der Oper "Messaline" von Isidore de Lara, in "Samson und Dalila", in "Siegfried" von R. Wagner, und auch in "Cedrillon" von J. Massenet auf. In ihrer Heimatstadt debütierte sie als Amneris in "Aida" von Verdi, neben Marie Seiffert in der Titelpartie; danach sang sie noch die Azucena, die Titelpartie in "Carmen" von Bizet, die Ortrud unter Bruno Walter und die Dalila in der Premiere dieser Oper in Pressburg. Eine Einladung nach Amerika, um an der Metropolitan Opera zu singen, musste sie wegen heftigster Ablehnung ihrer Mutter absagen. Nach Beendigung ihrer Karriere unterichtete sie Gesang in ihrer Heimatstadt. 1926 veröffentlichte sie im Selbstverlag ein Büchlein mit dem Titel "Bühnen-Erinnerungen", in dem sie anekdotische Episoden aus ihrem reichen Leben erzählt.

Lit.: Spányi, Irma de, "Bühnen-Erinnerungen", im Selbstverlag, Pressburg 1926; Pressburger Zeitung 126. Jahrgang Nr. 281 S. 5

(Many thanks to Jana Laslavikova!!!!!)

 

 

GALLERY
as Brangäne Paris 1899
as Brangäne Paris 1899 (by courtesy of Jana Laslavikova)
as Dalila (by courtesy of Jana Laslavikova)
Portrait 1895 (by courtesy of Jana Laslavikova)