Lotte Lehmann

Liebestod Rec.:

18.Jun.1930 Dir. Weissmann, Frieder (Berlin State Opera Orchestra) CD: Pearl Gemm CD9410

12.Dez.1943 Dir. Monteaux, Pierre (San Francisco Symphony Orchestra) CD: Eklipse EKRCD 20


Lehmann, Lotte, Sopran, * 27.2.1888 Perleberg (Mark Brandenburg), † 26.8.1976 Santa Barbara (Kalifornien)
; Gesangstudium beui Erna Thiele, Helene Jordan und vor allem bei der berühmten Wagnersängerin Mathilde Mallinger in Berlin. Sie debütierte am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg 1909 als zweiter Knabe in der »Zauberflöte«. In Hamburg studierte sie noch weiter bei Alma Schadow. Ihren ersten großen Erfolg hatte sie in Hamburg als Elsa im »Lohengrin«. 1914 wurde sie an die Wiener Hofoper (seit 1918 Staatsoper Wien) berufen, und in Wien fand sie ihre eigentliche künstlerische Heimat. Obwohl sie nicht aus Wien gebürtig war, wurde sie für eine ganze Generation zur »wienerischsten aller Sängerinnen«. Am 4.10.1916 übernahm sie in der Uraufführung der Zweitfassung der Richard Strauss-Oper »Ariadne auf Naxos« an der Wiener Hofoper die Rolle des Komponisten. Am 10. 1o. 1919 sang sie dort in der Uraufführung einer weiteren Oper von Richard Strauss, »Die Frau ohne Schatten« die Partie der Färbersfrau. 1920 kreierte sie in der Wiener Erstaufführung der Puccini-Oper »Suor Angelica« die Titelpartie (wobei der anwesende Komponist Puccini zu Tränen gerührt wurde), 1927 in der Wiener Erstaufführung von Korngolds »Das Wunder der Heliane« die Heliane, 1926 die Titelrolle in der Premiere von Puccinis nachgelassener Oper »Turandot«, 1933 die Arabella in der Premiere der gleichnamigen Oper von R. Strauss. Sie sang am 9.11.1924 in der Uraufführung der autobiographischen Oper »Intermezzo« von R. Strauss in Dresden die Partie der Christine. 1922 unternahm sie eine Südamerika-Tournee und wirkte dabei am Teatro Colón Buenos Aires in den ersten vollständigen Aufführungen des Nibelungenrings mit. An der Covent Garden Oper London gastierte sie regelmäßig seit 1924, u.a. als Gräfin in »Figaros Hochzeit«, als Elsa im »Lohengrin« (1925), als Eva in den »Meistersingern« und als Sieglinde in der »Walküre«, als Titelheldin in »Ariadne auf Naxos«, als Donna Elvira im »Don Giovanni« (1926), als Desdemona in Verdis »Othello« (1926 mit Giovanni Zenatello in der Titelpartie), als Elisabeth im »Tannhäuser« (1926), als Leonore im »Fidelio« (1934), vor allem aber seit 1924 als Marschallin im »Rosenkavalier«. 1927 sang sie an der der Grand Opéra Paris in einer Vorstellung zum 100. Todestag von Beethoven die Leonore im »Fidelio«, 1930 die Elisabeth im »Tannhäuser«. Man feierte sie bei Gastspielen in Berlin, Dresden und Stockholm. Ihre vielleicht größten Triumphe hatte sie bei den Festspielen von Salzburg; 1927 sang sie in der Eröffnungsvorstellung des neuen Festspielhauses die Leonore im »Fidelio«, die sie 1927-32 und 1934-35 in Salzburg zum Vortrag brachte, 1929-37 ihre unvergleichliche Marschallin im »Rosenkavalier«, 1926 die Ariadne in »Ariadne auf Naxos«. Dazu trat sie fast alljährlich bei den Salzburger Festspielen in Konzerten und Liederabenden auf. 1930 gastierte sie in London wie in Paris als Rosalinde in der »Fledermaus«. Sie gastierte auch bei den Festspielen von Zoppot (1914 als Agathe im »Freischütz« mit Richard Tauber als Partner, 1932 als Elsa im »Lohengrin«), am Deutschen Theater Prag (1919), am Opernhaus von Brünn (Brno, 1927), am Stadttheater von Basel (1929 und 1931), an der Oper von Antwerpen (1931), am Teatro Comunale Florenz (1933 mit einem Liederabend), in Brüssel (1929 in Konzerten) und unternahm 1937 und 1939 zwei Australien-Tourneen. 1930 debütierte sie in Nordamerika, als sie an der Oper von Chicago die Sieglinde sang. 1934 wurde sie an die Metropolitan Oper New York berufen, wo sie wieder als Sieglinde (mit Lauritz Melchior als Siegmund) debütierte und bis 1945 eins der prominentesten Mitglieder des Hauses blieb. Nach dem Anschluß Österreichs an Deutschland löste Lotte Lehmann (die mit dem jüdischen Arzt Dr. Otto Krause verheiratet war) 1938 ihren Vertrag mit der Wiener Staatsoper und blieb nun ganz in den USA. An der Metropolitan Oper war sie 1934-45 (in deren New Yorker Haus) in 54 Vorstellungen und in sechs verschiedenen Partien zu hören, darunter als Elisabeth, als Elsa, als Eva, als Sieglinde und als Tosca. 1945 sang sie an der Metropolitan Oper als Abschiedsrolle ihre unvergeßliche Marschallin im »Rosenkavalier«. 1945 gab sie ihre Bühnenkarriere auf, 1951 gab sie ihre letzten Konzerte. Zur Eröffnung der wieder aufgebauten Wiener Staatsoper erschien sie 1955 erstmals wieder in Wien, wo man ihr wie einer Königin huldigte. Sie lebte als geschätzte Pädagogin in Santa Barbara in Kalifornien; 1957 und 1959 gab sie Meisterkurse in London. Aus der Reihe ihrer zahlreichen Schüler seien Rose Bampton, Grace Bumbry, Nan Merriman, Kay Griffel, Carol Neblett, Leonora Corona und Marilyn Horne genannt. Sie betätigte sich auch als Regisseurin und inszenierte in der Spielzeit 1962-63 an der Metropolitan Oper den »Rosenkavalier«. Sie veröffentlichte mehrere selbstbiographische und pädagogische Schriften (»Anfang und Aufstieg«, Wien-Leipzig-Zürich, 1937; »My many Lives« New York, 1948; »More than Singing«, New York, 1945) und einen Roman (»Orplid, mein Land«). Ihre letzte Ruhestätte fand die Künstlerin in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof. - Lotte Lehmann besaß eine der schönsten Stimmen ihrer Generation, gleich bedeutend durch die ausgewogene Musikalität des Vortrags wie durch die frische Natürlichkeit ihres Singens. Neben ihrer großen Karriere auf der Bühne stand eine zweite, nicht weniger bedeutende als Konzert- und namentlich als Liedersängerin.

Schallplatten: Frühe akustische Aufnahmen auf DGG-Polydor (seit 1918), dann auf Odeon (1924-33, akustische wie elektrische Aufnahmen), HMV (seit 1934; hier Kurzfassung des »Rosenkavaliers« und I. Akt »Walküre«). RCA-Victor (seit 1938 in den USA erschienen, hauptsächlich Lieder), Columbia (seit 1940, Liedaufnahmen, darunter »Frauenliebe und -leben« von R. Schumann mit Bruno Walter am Klavier, »Dichterliebe«, »Schöne Müllerin«, »Winterreise« von Schubert); letzte Liedaufnahmen erschienen 1953 bei RCA-Victor; zahlreiche Mitschnitte von Opernaufführungen, vor allem aus der Metropolitan Oper (u.a. Marschallin im »Rosenkavalier« auf Walhall). Auf Koch Records erschienen Mitschnitte von Opernfragmenten aus der Wiener Oper (namentlich Wagner- und Richard Strauss-Partien). Naxos (Marschallin im »Rosenkavalier«, Metropolitan Oper 1939).

Lit: B.W. Wessling: »Lotte Lehmann, mehr als eine Sängerin« (Salzburg, 1969); A. Jefferson: »Lotte Lehmann, 1888-1976«; Beaumont Glass: »Lotte Lehmann. A Life in Opera and Song« (Santa Barbara, 1988); Berndt W. Wessling: »Lotte Lehmann - Sie sang, daß es die Sterne rührte« (Köln, 1996).


"Obwohl Lotte Lehmann nie die Isolde auf der Bühne gesungen hat, beweisen die beide Liebestode, die die Sängerin im Konzerte gesungen, und für die Nachwelt hinterlassen hat, ihr Ruhm: "begann die Lehmann ihre Phrasen mit einem ‚atemlosen Enthusiasmus'. Sie gab sich aus, verströmte sich, sang mit so reichen und vollen Ton, daß sie die Depots mit jähen Luftzügen füllen mußte. Sie jauchzte - und sie japste. (...) Eros. Lehmann war eine leidenschaftliche, passionierte Sängerin. (...) Legge [Walter, der berühmte EMI Tonkünstler] schreibt, daß von ihr ‚nie einen jungfräulichen Klang gehört' habe. (...) Wie nur wenige, ganz wenige konnte sie mit der Stimme lachen oder auch nur lächeln." (Jürgen Kerstin, 1993. S. 265).

Sie selbst sprach 1936 mit Lanfranco Rasponi: "Ich bin keine exakte Künstlerin. Wenn ich auf die gehe, lebe ich die Musik, und nur das zählt für mich. Technik hat mich nie beschäftigt, denn ich bin ein Instinktwesen. Wenn ich eine falsche Note singe, was soll's? Für gewisse Perfektionisten ist dies nicht akzeptabel, aber nach meiner Ansicht zählt bei einem Künstler die Expression... Ich habe stimmlich, ohne Zurückhaltung, immer aus dem vollen gesungen, und ich weiß genau, daß ich teuer dafür bezahlen muß."

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