"Die Passion für Wagners zaubervolles Werk (Tristan) begleitet mein Leben, seit ich seiner zuerst gewahr wurde und es mir zu erobern, es mit Erkenntnis zu durchdringen begann. Was ich ihm als Genießender und Lernender verdanke, kann ich nicht vergessen, nie die Stunden tiefen, einsamen Glückes inmitten der Theatermenge, Stunden voll von Schauern und Wonnen der Nerven und des Intellektes, von Einblicken in rühende und große Bedeutsamkeit, wie eben nur diese Kunst sie gewährt. Meine Neugier nach ihr ist nie ermüdet; ich bin nicht satt geworden, sie zu belauschen, zu bewundern, zu überwachen - nicht ohne Mißtrauen, ich gebe es zu; aber die Zweifel, Einwände, Beanstandungen taten ihr so wenig Abbruch, wie die unsterbliche Wagnerkritik Nietzsches, die ich immer als einen Panagyrikus mit umgekehrten Vorzeichen, als eine andere Form der Verherrlichung empfunden habe."

(Mann, Thomas in Sous, A. 1997, S. 133-4)